Nach der Amtseinführung von Donald Trump als US-Präsident mahnen Journalisten aus aller Welt: Mit dem 70-Jährigen sei ein "bauernschlauer Geschäftsmann" und "Taktiker" in das Weiße Haus eingezogen, ein "großer Manitu des Reality-TV", der Konflikte schüre und eine neue Ära eingeleitet habe. Unter seiner Führung würden die USA sich von der Welt isolieren und diese damit verändern – zum Schlechteren, wie viele kommentieren.

"Es wäre unvernünftig, zu ignorieren, dass wir in eine neue, historische Phase treten, deren Konsequenzen sich erst im Laufe des Mandats von Trump entfalten werden", schreibt etwa die liberale spanische Zeitung La Vanguardia. "An der Hand einer Person, die impulsiv ist und überhaupt keine politische Erfahrung hat, werden die USA und der Rest der Welt in unbekanntes Territorium geführt." Für die liberale dänische Tageszeitung Politiken ist die Welt damit nicht sicherer geworden, die Demokratie nicht stärker: "Donald Trump ist das Symbol eines neuen Anfangs, dessen Ende viele fürchten."

Die Probleme, die der 45. Präsident der USA hervorhebe, seien real, schreibt die konservative Zeitung Lidove noviny aus Tschechien. "Doch er bleibt bei seiner negativen Abgrenzung gegenüber dem Establishment, gegenüber Washington selbst und gegenüber dem Ausland, das US-Amerikaner angeblich nur bestiehlt." Sein Appell an die Einheit habe nicht liebevoll geklungen, sondern paternalistisch und beschützend – ganz als ob dieser Vater und Beschützer des amerikanischen Volkes nur Trump selbst wäre.

Er "wurde gewählt, damit er Washington neu organisiert, und er hat genau das vor", schreibt die Londoner Times. Seine vielen großen Versprechungen aber würden bedeuten, dass es eine große Abrechnung geben wird: "Diese Präsidentschaft kann Erfolg haben, aber nur wenn Trump seine öffentliche Rhetorik mit Flexibilität und einem gewissen Maß an Bescheidenheit verbindet. Das bedeutet, dass er auch auf Regierungsmitglieder hört, die nicht mit ihm übereinstimmen, und dann gelegentlich seine Meinung ändert." 

"Bitter, angeberisch und banal"

Weniger optimistisch liest sich ein Kommentar in der britischen Zeitung Guardian: "1933 hat Präsident Roosevelt die Welt aufgerufen, die Angst zu überwinden. 2017 hat Trump der Welt klargemacht, dass sie sehr besorgt sein sollte." Trump habe die Fassade der Einheit und Kontinuität einreißen wollen, die mit der friedlichen Machtübergabe aufrecht erhalten wurde – "das dürfte ihm gelungen sein".

Seine Rede sei abwechselnd bitter, angeberisch und banal gewesen. "Sie kochte über vor Groll und Verachtung für die Politik sowie die Gewaltenteilung im US-System. Sie war an jene gerichtet, die für ihn gestimmt haben und nicht an jene – die Mehrheit –, die das nicht taten."

Am Rande der Amtseinführung war es zu Ausschreitungen gekommen, bei denen nach Angaben der Behörden mehr als 200 Menschen festgenommen wurden. Trump hatte schon in den vergangenen Monaten nicht nur mit seinen Äußerungen über Frauen, sondern auch mit zahlreichen Ausfällen gegen Einwanderer, Muslime, Menschen mit Behinderung oder Medien für Entsetzen gesorgt.