Der Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wünscht sich mehr Besonnenheit im Umgang mit sozialen Medien. Nach dem Münchner Amoklauf hat er davor gewarnt, Fehlinformationen über soziale Netzwerke zu verbreiten. "Zahlreiche Meldungen über weitere Schießereien in München haben sich als falsch herausgestellt und haben die Polizei in erheblichem Umfang beschäftigt", sagte de Maizière der Funke Mediengruppe.

"Ich kann hier nur zur Besonnenheit aufrufen", ergänzte der Minister. Er sei besonders über den "Beschleunigungseffekt für Gerüchte und Falschmeldungen" besorgt, der von sozialen Medien in der Nacht nach dem Amoklauf ausgegangen sei. "So etwas beeinträchtigt am Ende auch die Effektivität der polizeilichen Arbeit und bindet Kräfte, die an anderer Stelle gebraucht würden."

Der Minister verwies auf das deutsche Strafrecht, das den Missbrauch von Notrufen und die Behinderung von Rettungsmaßnahmen unter Strafe stellt. De Maizière rief die Bürger aber auch dazu auf, die Sicherheitsbehörden bei der Verhinderung von Amokläufen zu unterstützen. In der Bevölkerung solle der eine auf den anderen Acht geben und im Zweifel den Sicherheitsbehörden "mal einen Hinweis" geben.

Der 18-jährige Schüler Ali S. hatte am Freitagabend beim Münchner Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) neun Menschen und dann sich selbst erschossen. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei handelte es sich um den Amoklauf eines Einzeltäters. Er soll unter Depressionen gelitten haben. Am Abend teilten die Sicherheitsbehörden mit, dass ein Freund des Täters als mutmaßlicher Mitwisser festgenommen wurde. Gegen den 16-Jährigen werde wegen Nichtanzeigens einer Straftat ermittelt.