Er ist bekannt für seine klare Kante. Um offene, deutliche Worte war Matthias Sammer noch nie verlegen. Er sagt, was er denkt. Und nimmt seit jeher in Kauf, mit dem, was er kundtut, nicht immer für Begeisterung zu sorgen.
Als der Europameister von 1996 etwa im Sommer 2012 als Sportdirektor des FC Bayern präsentiert wurde, ließ er bei seinem ersten Medientermin gleich mal wissen, wie es ab sofort um den Ton in der öffentlichen Debatte bestellt sein könnte. Sammer merkte in seiner neuen Funktion beim FC Bayern, der wenige Wochen zuvor daheim das Champions-League-Finale verloren hatte, unter anderem an, dass für Selbstmitleid und Einzelschicksale kein Platz in München sei. Wer das nicht verstehe, könne den Verein gleich wieder verlassen, verkündete er.
Und offenbar hatte Sammer dann im Juli 2016 auch für sein eigenes Einzelschicksal keinen Platz mehr bei den Bayern gesehen. Auf eigenen Wunsch, verließ er die Bayern. Eine Durchblutungsstörung im Gehirn hatte ihn bereits im Frühjahr 2016 aus der Bahn geworfen. Im "kicker.TV - Der Talk" bezeichnet Sammer diese Krankheit nun als „kleine Geschichte“. Die sei nun abgehakt, wirke aber noch ein wenig nach.
Gerüchte, dass er über einen neue Job im Fußball beispielsweise beim VfL Wolfsburg als Nachfolger von Klaus Allofs oder als Beiersdorfer-Ersatz beim HSV nachgedacht habe, wie Sammer zurück: „Ich gehe ja nicht aus dieser fantastischen Konstellation dort in eine fragwürdige Konstellation woanders rein.“
Seine Entscheidung, den FC Bayern zu verlassen bereut Sammer nicht: „Ich bin froh und glücklich über die Entscheidung, bei Bayern aufgehört zu haben.“ Es gebe auch ein Leben neben dem Fußball, „sieben Tage die Woche und 24 Stunden am Tag“, das habe er nicht mehr gewollt, so Sammer.
„Ich habe so vieles im Fußball erlebt“
Die Fußball-Fans dürfen gespannt sein, wie Sammer agieren wird, wenn er denn ab der kommenden Saison als Experte von Eurosport arbeitet. Seit Wochen war über Sammers Rückkehr ins Fußball-Geschäft spekuliert worden – seit Montag steht die Rückkehr also fest. Zusammen mit Moderator Jan Henkel, der von Sky zu Eurosport wechselt, wird der 49-Jährige die Erste Liga präsentieren.
Von der Spielzeit 2017/18 an wird Eurosport im deutschsprachigen Raum auf seinen Bezahl-Plattformen pro Spielzeit 40 Live-Spiele der Bundesliga übertragen. Die Freitagabendspiele, die Toppartien am Sonntagmittag und am Montagabend werden bei dem Spartensender zu sehen sein. „Ich habe so vieles im Fußball erleben, erreichen und erlernen dürfen – das alles werde ich bei Eurosport einbringen“, sagte Sammer.
Erfahrungen als Experte bei Sky
Inzwischen gehe es ihm wieder sehr gut. Seine Gesundheit sei vollständig wiederhergestellt, hatte Sammer bereits vor wenigen Wochen berichtet.
Und schon jetzt ist er voller Elan. „Auch wenn die Bundesliga-Rückrunde uns noch viele spannende Momente bescheren wird – Sie glauben gar nicht, wie sehr ich mich bereits auf die neue Saison freue“, ließ er über Eurosport am Montag mitteilen: „Zusammen mit Jan Henkel möchte ich beziehungsweise wollen wir fachlich kompetent, unterhaltsam und dazu mit vielen Einblicken in die ,Seele‘ einer Mannschaft und in das, was bei und hinter einem Team passiert, von der Bundesliga berichten.“
Im „Kicker-Talk“ äußerte sich Sammer zur Übersättigung mit Fußball: Für ihn sei das „nicht greifbar und zu fühlen“. Er empfinde zwar einiges schon „ein bisschen als Wahnsinn“. Die Gefahr, dass das Interesse am Fußball nachlasse, sehe er aber nicht. „Dafür ist das Spiel zu schön“.
Fernseherfahrung als Experte besitzt Matthias Sammer bereits. Er war jahrelang für Sky tätig, vor allem bei Übertragungen von Spielen der Champions beziehungsweise Europa League.