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Warum Chefs nur selten die Wahrheit erfahren

VW-Bekenntnis, nachdem der Dieselskandal aufflog: An Offenheit oder Mut hat es in dem Konzern ganz offensichtlich gemangelt VW-Bekenntnis, nachdem der Dieselskandal aufflog: An Offenheit oder Mut hat es in dem Konzern ganz offensichtlich gemangelt
VW-Bekenntnis, nachdem der Dieselskandal aufflog: An Offenheit oder Mut hat es in dem Konzern ganz offensichtlich gemangelt
Quelle: dpa
Führungskräfte sind oft von Jasagern umgeben. Ein unverstellter Blick auf die Umgebung wird so unmöglich. Auch wer schonungsloses Feedback einfordert, wird oft getäuscht. Nur zu einem Zeitpunkt nicht.

Kinder und Narren sagen die Wahrheit, heißt es. Warum fällt es uns leichter, deren Aussagen zu akzeptieren, wo sie doch häufig den Kern sehr gut treffen? Sicherlich auch, weil die Wahrheit schöner verpackt ist, also mit Witz und einem Augenzwinkern, und somit gesichtswahrender geäußert wird.

Denn wer hat, ehrlich gefragt, schon den Mut und die Größe, abweichende Meinungen zu hören, ohne den Überbringer der kritischen Botschaften gleich persönlich zu bewerten? Die wenigsten. Viel zu oft umgeben Jasager den Einzelnen. Je höher in der Hierarchie, desto ausgeprägter.

Interessanterweise berichten Führungskräfte, sie hätten durchaus nach dem ungeschminkten Feedback gefragt und dann keine wirklich kritische Meinung gehört. Wenn wir einmal davon ausgehen, dass es nicht an dem „nur was ich hören will, höre ich“ lag, so muss man sich doch die Frage stellen, warum es nicht so ist.

Die Person ist wichtig, nicht die Funktion

Es ist oftmals eine Frage der Führungskultur, also ein veränderbarer und sogar gestaltbarer Grund. Meine Empfehlung an dieser Stelle: Wenn Sie solche Diskussion als Vorgesetzter und auch Führungskraft zulassen wollen und können, differenzieren Sie zunächst zwischen einer ersten Phase der ergebnisoffenen Meinungsbildung unter allen Teilnehmern und der anschließenden Phase, in der dann die Entscheidung durch Sie als Verantwortlichen getroffen wird.

Karriereexperte Thomas Wüllner
Karriereexperte Thomas Wüllner
Quelle: privat

Und noch ein Tipp an dieser Stelle: Wenn Sie an der wirklich hierarchiefreien Meinung Ihres beruflichen Umfeldes interessiert sind, gibt es keinen besseren Moment, danach zu fragen, als genau in jenem Moment, in dem klar ist, dass Sie aus dem Unternehmen ausscheiden wollen oder müssen.

Sie agieren dann nicht mehr aus einer Funktion heraus, sondern als Person. Das Einzige, was Sie dazu brauchen, ist der Mut, nach dem schonungslosen Feedback zu fragen. Meine Klienten kommen dadurch jedenfalls zu sehr wertvollen Hinweisen und Erkenntnissen.

Thomas Wüllner ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens P4 Career Consultants und Experte für Karriereberatung und Einzel-Outplacement

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