Russlands Außenminister Sergej Lawrow hat Befürchtungen über eine Einmischung seines Landes in die Bundestagswahl am Sonntag zurückgewiesen. Der Minister sagte während eines Interviews mit der Nachrichtenagentur AP, er habe gehört, dass die Bundesregierung gerade ihre Finger gekreuzt halte und Russland dankbar sei, sich noch nicht in die Wahl eingemischt zu haben. "Es gibt so viele Fantasien, dass es Zeitverschwendung ist, dem Aufmerksamkeit zu widmen", sagte Lawrow. "Das ist so fake."

Die Äußerung folgte auf eine Frage nach Sicherheitsbedenken Schwedens, die in Verbindung mit einer Aussage von US-Verteidigungsminister James Mattis stehen. Er hatte im vergangenen Mai mit Blick auf Schweden gesagt, die USA würden demokratische Verbündete angesichts russischer Aggressionen in Europa nicht alleine lassen. Dies gelte auch, wenn sie nicht Mitglied der Nato seien. "Ich bin kein Arzt, es tut mir sehr leid. Ich kann mich um paranoide Mitteilungen nicht kümmern", sagte Lawrow angesichts der Bedenken.

Spätestens seit der amerikanischen Präsidentschaftswahl wird auch in Deutschland befürchtet, Russland könnte sich in Wahlen der Bundesrepublik einmischen. Zuletzt warnte auch der Bundesnachrichtendiensts (BND) vor russischen Datenangriffen und Desinformationskampagnen im Bundestagswahlkampf. Der Süddeutschen Zeitung sagte BND-Präsident Bruno Kahl, es gebe Erkenntnisse, dass Cyberangriffe stattfinden, die keinen anderen Sinn hätten, als politische Verunsicherung hervorzurufen.

Kahl sprach von gezielten Störkampagnen und bezog sich dabei ausdrücklich auf Russland. "Hier wird eine Art von Druck auf den öffentlichen Diskurs und auf die Demokratie ausgeübt, die nicht hinnehmbar ist", sagte Kahl. "Europa ist im Fokus dieser Störversuche, und Deutschland ganz besonders."

Wie einfach es gewesen sein könnte oder vielleicht sogar noch immer ist, die Bundestagswahl zu manipulieren, zeigte ein Bericht von ZEIT ONLINE. Die Software, die bei der Bundestagswahl zur Übermittlung der Ergebnisse eingesetzt wird, ist demnach unsicher. Das haben Fachleute Redakteuren von ZEIT ONLINE demonstriert.