Eine wirkliche Überraschung war das nicht, als am Freitag die Sprecherin der Trump-Regierung, Sarah Huckabee Sanders, vor die im Weißen Haus versammelten Medienvertreter trat und eine wichtige Personalie verkündete. Stephen Bannon, der Chefstratege von Donald Trump, so ließ Huckabee Sanders in nüchternem Tonfall  wissen, werde nicht länger ein Büro in der Nummer 1600 Pennsylvania Avenue beanspruchen. Bannon und der Stabschef des Weißen Hauses, John Kelly, hätten sich darauf geeinigt, dass es keine gemeinsame Zukunft mehr gebe.

Berichte und Gerüchte, dass dieser neuerliche Wechsel innerhalb des engsten Mitarbeiterstabs des Präsidenten unmittelbar bevorstünde, hatten sich im Laufe der Woche bereits gemehrt. Schon am Montag  schrieb die New York Times, Bannon befinde sich im Schwebezustand. Kelly, so die Zeitung unter Berufung auf Insider, habe genug von Bannons Manövern und Alleingängen sowie der Tatsache, dass dieser seine eigene Schattenkamarilla innerhalb des Weißen Hauses eingerichtet habe.

Als Trump dann am Mittwoch bei seiner chaotischen Pressekonferenz im Trump Tower in New York darauf angesprochen wurde, was denn aus Bannon werden würde, antwortete er ominös: "Wir werden sehen." Mit ähnlichen Formulierungen  hatte Trump auf Fragen nach dem Status von Reince Priebus, Michael Flynn oder James Comey reagiert. In all diesen Fällen mussten die Betroffenen kurz darauf ihr Amt räumen.

Doch die Entlassung von Bannon trug eher die Handschrift von Kelly als die von Trump selbst. Noch am vergangenen Wochenende soll sich Trump mit Bannon darüber beraten haben, wie er sich zu den Ereignissen von Charlottesville verhalten soll. Trump hatte zunächst lange gezögert, die Verantwortlichen für die rechtsextremen Krawalle klar zu benennen. Später tat er dies doch noch. Dass er sich dann von dieser Äußerung wiederum distanzierte, soll nicht zuletzt das Ergebnis seiner Beratung mit Bannon gewesen sein.

Schließlich war es Bannon gewesen, der die Verbindung zwischen Donald Trump und dem extrem rechten Spektrum der Wählerschaft hergestellt hatte. In seinem Buch Devil’s Bargain über die Verbindung zwischen Trump und Bannon beschreibt der Journalist Joshua Green, wie Bannon das politische Potenzial der sich marginalisiert fühlenden männlich-weißen Wählerschaft erkannt hat und diese Wähler für Trump mobilisierte. "Ohne Bannon wäre Trump vermutlich nicht Präsident geworden."

Insofern war es nur folgerichtig, dass Bannon unter keinen Umständen riskieren wollte, dass Trump diese Wähler brüskiert. Auch nicht nachdem Trumps Versäumnis, sich klar von ihnen zu distanzieren, in der vergangenen Woche zunehmend zum politischen Fiasko zu werden drohte. "Das ist die schlimmste Lage, in der die Trump-Regierung jemals steckte", kommentiert Jacob Heilbrunn, Redakteur des neokonservativen Meinungsjournals The National Interest, die Situation.