Die islamistischen Terrororganisationen Al-Kaida und ihr syrischer Ableger Al-Nusra-Front haben sich voneinander getrennt. Al-Nusra-Chef Mohammed al-Dschaulani kündigte an, dass seine Gruppe ihren Namen ändern werde und keine Verbindungen mehr zur Führung von Al-Kaida unterhalte. Ziel sei die Bildung einer neuen Front und die Vereinigung verschiedener Dschihadisten-Gruppen. Zukünftig nenne man sich Dschabhat Fatah al-Scham.

Dem Sender Al Jazeera sagte Al-Dschaulani, er danke den Anführern von Al-Kaida dafür, "dass sie die Notwendigkeit verstanden haben, die Verbindung abzubrechen". Im Fernsehen war erstmals ein Foto von dem Islamisten zu sehen. Zuvor hatte der stellvertretende Chef von Al-Kaida, Scheich Ahmed Hasan al-Chair, in einer Audiobotschaft gesagt, Al-Nusra müsse alles dafür tun, den Dschihad in Syrien fortzusetzen und die muslimischen Kämpfer zu schützen. Die Gruppe solle sich mit anderen Gruppen gegen "Kreuzzügler" vereinen und eine gute islamische Regierung bilden. "Wir werden sie als Erste unterstützen", sagte Al-Chair. Das deuteten Beobachter als Bestätigung für die Abspaltung, über die bereits seit Tagen spekuliert worden war.

Experten vermuten taktische Ziele hinter der Trennung. Al-Nusra wolle nicht mehr als Terrornetzwerk wahrgenommen werden, sodass sie mit neuen Rebellengruppen in Syrien Bündnisse schließen könne. Schon jetzt arbeitet die Nusra-Front mit einigen Milizen zusammen, die auch von den USA unterstützt werden. Al-Nusra selbst wird allerdings von den USA sowie von Russland als Terrororganisation angesehen und bekämpft. Al-Nusra-Chef Al-Dschaulani sagte, die Trennung nehme den USA und Russland den Vorwand für Angriffe.  

Al-Nusra für brutale Kriegsverbrechen verantwortlich

Al-Nusra verfolgt eine ähnliche Dschihad-Ideologie wie die Terrormiliz "Islamischer Staat", auch wenn beide Gruppen als verfeindet gelten. Beide Organisationen waren bei den von den USA und Russland vermittelten Waffenstillstandsversuchen als Terrororganisationen ausgenommen worden. Die Al-Nusra-Front verfügt nach Einschätzung von Experten über 5.000 bis 10.000 Kämpfer. Sie wurde 2013 zum einzigen Ableger Al-Kaidas in Syrien erklärt. Dort ist sie eine der stärksten Milizen. 

Vor allem in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens ist Al-Nusra erfolgreich. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtete Anfang Juli, dass Rebellengruppen in Gebieten wie Idlib und Aleppo brutale Kriegsverbrechen begingen. Willkürlich würden Zivilisten festgenommen, es gebe Entführungen, Folter und Hinrichtungen. Neben der Al-Nusra-Front macht Amnesty International auch die Gruppierungen Ahrar al-Scham, Nureddin Sinki, Levante-Front und Division 16 dafür verantwortlich.