Die Studien, die mit dem Ig-Nobelpreis ausgezeichnet werden, sind skurril, kurios und meistens sogar ernst gemeint. Zum 26. Mal sind die Preise an der Elite-Universität Harvard im US-amerikanischen Cambridge letzte Nacht verliehen worden. Die Auszeichnungen sollen das menschliche Einfallsreichtum ehren und das Interesse an Wissenschaft, Medizin und Technik fördern. Ausgezeichnet werden laut Veranstalter unwahrscheinliche Forschungsprojekte, die zuerst zum Lachen und dann zum Denken anregen.

Wirklich unehrenhaft (ignoble) war bei der diesjährigen Verleihung wohl nur der Spottpreis des Abends, der nicht an Wissenschaftler, sondern an die Autobauer von VW ging. Im Bereich Chemie wurde Volkswagen für seine Abgasmanipulation geehrt. Diese sei "die Lösung des Problems von übermäßigen Autoabgasen, indem automatisch elektromechanisch weniger Abgase produziert werden, wenn die Autos getestet werden", so die Veranstalter.

Das sind die übrigen Ig-Nobelpreisträger und ihre ausgezeichneten Projekte:

  • Reproduktion: Die Trophäe ging posthum an den ägyptischen Wissenschaftler Ahmed Shafik für seine Studien zu den Auswirkungen von Hosen aus Polyester, Baumwolle oder Wolle auf das Sexleben von Ratten – und für ähnliche Experimente mit Männern (Shafik, 1993).
  • Wirtschaft: Ausgezeichnet wurden mehrere Wissenschaftler um Mark Avis von der Massey-Universität in Neuseeland. Sie haben die empfundenen Persönlichkeiten von Steinen aus einer Verkaufs- und Marketingperspektive untersucht (Avis et al, 2013).
  • Physik: Wissenschaftler aus Ungarn, Spanien, Schweden und der Schweiz. Sie haben entdeckt, dass Pferdebremsen am wenigsten von weißen Pferden angezogen werden (Hórvath et al, 2010).
  • Medizin: Das deutsche Team um Christoph Helmchen von der Universität Lübeck mit der Entdeckung, dass ein Hautjucken auf der linken Seite des Körpers auch gelindert werden kann, indem man sich vor einen Spiegel stellt und die rechte Seite kratzt – andersherum funktioniert es auch (Helmchen et al., 2013).
  • Psychologie: Wissenschaftler um Evelyne Debey von der Universität in Gent (darunter auch Kristina Suchotzki von der Universität Würzburg) für eine Studie, in der 1.000 Lügner befragt wurden, wie oft sie lügen – und für die Entscheidung, ob man ihren Antworten glauben kann (Debey et al., 2015).
  • Frieden: Die Forscher um Gordon Pennycook von der kanadischen University of Waterloo für eine Studie namens "Zur Rezeption und Aufdeckung von pseudo-tiefgängigem Schwachsinn" (Pennycook et al., 2015).
  • Biologie: Zwei Forscher ohne tierische Berührungsängste: Charles Foster folgte Dachsen, Ottern, Füchsen, Rehen und Mauerseglern, Thomas Thwaites verkleidete sich für seine Forschungen als Ziege.
  • Literatur: Der schwedische Schriftsteller Fredrik Sjöberg mit seinem dreibändigen Werk über die Freuden des Sammelns von toten Fliegen – und Fliegen, die noch nicht tot sind.
  • Wahrnehmung: Die japanischen Wissenschaftler Atsuki Higashiyama und Kohei Adachi für ihre Forschung, ob Dinge anders aussehen, wenn man sich hinunterbeugt und sie durch die Beine ansieht (Higashiyama und Adachi, 2006).