DIE ZEIT: Sie sind Leiter der arabischsprachigen psychologischen Ambulanz in Berlin. Wie sind Ihre Erfahrungen mit Flüchtlingen?

Malek Bajbouj: Wir haben zurzeit ungefähr 300 Patienten. Etwa jeder fünfte hat eine posttraumatische Belastungsstörung, 30 Prozent haben Depressionen, ein Drittel der Patienten hat Anpassungsstörungen, also Schwierigkeiten, mit den neuen Bedingungen zurechtzukommen. Das heißt nicht, dass jeder dritte Flüchtling eine Depression hat, sondern von denen, die sich in einer psychiatrischen Einrichtung vorstellen, ist es einer von dreien. Wir haben den Eindruck, dass viele Patienten erst jetzt, wo sie langsam ankommen, von ihren Traumatisierungen berichten. Vorher waren sie im Überlebensmodus. Jetzt, wo etwas Ruhe herrscht, brechen manche Erkrankungen aus.