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Ausland Vierte TV-Debatte

Donald Trump keilt gegen „Giganten“ Deutschland

Chefkorrespondent Außenpolitik
Bei der vierten TV-Debatte der Republikaner zeigte sich Donald Trump selbstbewusst, angriffslustig und stets zu bissigen Kommentaren aufgelegt. Mitbewerber Marco Rubio (l.) werden derzeit gute Chancen auf das Amt eingeräumt. Ben Carson (r.) blieb den Abend über recht ruhig Bei der vierten TV-Debatte der Republikaner zeigte sich Donald Trump selbstbewusst, angriffslustig und stets zu bissigen Kommentaren aufgelegt. Mitbewerber Marco Rubio (l.) werden derzeit gute Chancen auf das Amt eingeräumt. Ben Carson (r.) blieb den Abend über recht ruhig
Bei der vierten TV-Debatte der Republikaner zeigte sich Donald Trump selbstbewusst, angriffslustig und stets zu bissigen Kommentaren aufgelegt. Mitbewerber Marco Rubio (l.) werden ...derzeit gute Chancen auf das Amt eingeräumt. Ben Carson (r.) blieb den Abend über recht ruhig
Quelle: AFP
Wieder einmal hat der Milliardär Donald Trump ausgeteilt. In einer TV-Debatte ging er auch Deutschland hart an. Das würde in Sachen Ukraine nur rumsitzen und die blöden Amis die Arbeit machen lassen.

Die vierte republikanische TV-Debatte war eine der überraschenden Abreibungen. Denn diesmal bekamen nicht nur die üblichen Verdächtigen ihr Fett weg, etwa der überbordende Staat, Regulierungen, das Establishment und Hillary Clinton. Es kam auch zu einigen unerwarteten Zielen von Kritik. Darunter waren etwa die hohen Militärausgaben (wirklich, bei einer republikanischen Debatte?), die Philosophen (wer hätte gedacht, dass die Republikaner ein so großes Herz für Schweißer haben) und der „Gigant Deutschland“, der froh darüber sei, in Sachen Ukraine nur rumzusitzen und die blöden Amis die Arbeit machen zu lassen (das gehörte zur Rubrik „Trumps gesammelte Märchenstunde“). Doch dazu später mehr.

Die Debatte war allgemein als letzte Chance für Jeb Bush gesehen worden, seine Kandidatur endlich mit einer überzeugenden Vorstellung zu retten. Und auch diesmal fing es nicht gut für ihn an. Schon als er sich das erste Mal einschalten wollte, gelang es Bush nicht, sich gegen Ohios Gouverneur John Kasich zu behaupten, der immer wieder das Wort an sich zog. Das gab Donald Trump die Möglichkeit, in herablassend-gönnerhafter Art zu fordern, Bush doch endlich auch mal sprechen zu lassen. Wofür Bush sich dann ironisch bedankte, als er doch endlich zu Wort kam. Erster Eindruck: wieder einmal zu wenig Energie, um sich wirklich durchzusetzen.

Bush kam dann im Verlauf der Debatte zurück, machte Punkte etwa in der Außenpolitik und argumentierte vehement gegen Trumps populistische Position, man könne elf Millionen Illegale im Land einfach abschieben. „Bei der Clinton-Kampagne klatschen sie sich gerade ab, wenn sie das hören“, sagte Bush. Was Clintons Kampagnensprecher umgehend bestätigte. „Wir klatschen uns tatsächlich gerade ab“, schrieb Brian Fallon auf Twitter. Schließlich sind die Hispanics inzwischen eine Wählergruppe im Land, die man mit Trumps Positionen vergrätzt.

Alles in allem konnte Bush sich nach schlechtem Start fangen. Aber den nötigen Durchbruch konnte er auch nicht erzielen. Deshalb sieht Marco Rubio immer mehr nach dem Kandidaten aus, auf den sich das Establishment der Partei einigen könnte, wenn den in den Umfragen führenden Außenseitern Donald Trump und Ben Carson irgendwann die Luft ausgeht. Auch wenn es für einen Abgesang auf beide noch deutlich zu früh ist. Trump hatte einen guten Abend erwischt, nachdem er in der Debatte davor deutlich geschwächelt hatte. Er war angriffslustig und stets zu bissigen Kommentaren aufgelegt. Das war von der Form her so, wie ihn offenbar viele Wähler lieben, großspurig, jovial und zuweilen witzig.

Trump stand wie ein begossener Pudel da

Doch in der Substanz hatte Trump auch diesmal wenig zu bieten. Trump ist der einzige der republikanischen Kandidaten, der explizit gegen Freihandel eintritt und besonders gegenüber China auf Protektionismus setzt. Er geißelte denn auch das transpazifische Freihandelsabkommen TPP, das gerade von der Obama-Regierung ausverhandelt wurde, weil es am Ende nur China diene. Trump echauffierte sich darüber, dass TPP keine Passagen gegen Währungsmanipulationen vorsehe, die eine Spezialität der Chinesen seien, um sich unfaire Handelsvorteile zu verschaffen. Es war dann der libertäre Rand Paul, der Trump an ein einfaches Faktum erinnern musste: China ist gar nicht Teil des Abkommens. Ganz im Gegenteil ist TPP der Versuch, eine strategische und ökonomische Allianz im pazifischen Raum gegen die chinesische Übermacht zu bilden. Trump stand wie ein begossener Pudel da, der grundlegende Tatsachen der Weltpolitik nicht parat hatte.

In der Außen- und Sicherheitspolitik taten sich die interessantesten Unterschiede bei den Republikanern auf. Da gab es auf der einen Seite die klassischen Hardliner, die für eine stärkere Rolle Amerikas in der Welt plädierten, so sprachen sich etwa Rubio, Bush, Carly Fiorina und Kasich für eine entschlossenere Außenpolitik aus sowie für die Einrichtung von Flugverbotszonen in Syrien und die Schaffung von Sicherheitszonen, damit vertriebene Syrer im eigenen Land Unterschlupf finden. Die Gegenposition vertrat der Interventionsgegner Paul, der sich einen Schlagabtausch mit Rubio lieferte und es als linke Politik darstellte, immer nur mehr Geld für das Militär auszugeben, ohne das auch bezahlen zu können.

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Quelle: Die Welt/Now This

Auch Putin-Freund Trump plädierte für mehr Zurückhaltung und keilte dann gegen die amerikanischen Partner in der Welt, die immer nur zusähen, während die Amerikaner den Job machen müssten. „Was die Ukraine anbelangt, da haben wir eine Reihe von Ländern um die Ukraine herum, Deutschland eingeschlossen, ein enormer wirtschaftlicher Gigant“, sagte Trump. „Warum sind es immer wir, die die Arbeit machen?“ Es gäbe Länder um die Ukraine herum, die gar nichts täten. „Die sagen: Geht ihr doch voran, ihr Dummköpfe, geht ihr doch voran und beschützt uns.“ Amerika könne aber nicht weiter den Weltpolizisten spielen. Bush und andere widersprachen ihm da vehement, es gehe nicht darum, den Polizisten zu spielen, sondern Führung zu übernehmen.

Der mit Trump in den Umfragen vorn liegende Neurochirurg Carson hatte wieder einmal einen seiner üblichen ruhigen Abende. Am Anfang parierte er ganz gut eine Frage zu den Kontroversen der vergangenen Tage, als mehrere Medien ihm vorgeworfen hatten, Anekdoten über sein Leben erfunden zu haben. Ansonsten blieb Carson wieder inhaltlich schwach und wirkte abermals fast wie sediert. Aber sein gänzlich untypisches Auftreten scheint den Reiz auszumachen, den er für manche Bürger zu haben scheint.

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Quelle: Reuters

Eigentlich stand an diesem von Fox Business und dem „Wall Street Journal“ veranstalteten Abend abermals die Wirtschafts- und Finanzpolitik auf dem Plan. Doch darüber hatten die Kandidaten vor zwei Wochen schon in der chaotischen Debatte bei CNBC diskutiert, viel Neues gab es also nicht zu vermelden. Außer ein mit einem überraschenden Vergleich vorgetragenes Plädoyer von Rubio für die Berufsausbildung, die das Qualifikationsloch zwischen Ungelernten und Uni-Absolventen füllen solle und die Amerika aus ihm unerfindlichen Gründen aufgegeben habe. „Schweißer verdienen mehr Geld als Philosophen“, sagte Rubio, „wir brauchen mehr Schweißer und weniger Philosophen.“ Die Philosophen bekamen dann später auch von Kasich noch einen mit, als er sich gegen die Idee wandte, man könne große Banken in der nächsten Finanzkrise einfach Pleite gehen lassen. „Wenn man was reparieren muss, dann hilft einem die Philosophie wenig“, wandte sich Kasich gegen die Vertreter der reinen marktwirtschaftlichen Lehre.

Überhaupt war Kasich derjenige, der an diesem Abend am häufigsten ungefragt das Wort ergriff und nicht müde wurde, sich als Pragmatiker darzustellen, der keinen Visionen nachhänge, sondern aus langer Erfahrung wisse, wie man Dinge auch umgesetzt bekommt. Immer häufiger hört man in Washington deshalb, dass Kasich als Vizepräsident ein guter Partner für Rubio sein könnte, um mit seiner langen Regierungserfahrung die Jugend des Strahlemanns auszubalancieren. Doch für Prognosen dieser Art ist es eindeutig noch zu früh. Da die Fox-Moderatoren sich diesmal sehr zurückgehalten haben und kaum mal scharf nachhakten, gelang es mehreren Kandidaten – darunter Rubio, Fiorina, Ted Cruz, Kasich und phasenweise auch Paul –, eine gute Figur abzugeben. Das Rennen ist also weiter gänzlich offen und bleibt spannend.

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