Peter Fritz Willi Lustig war ein schlauer, gelassener und freundlicher Mensch, der Kinder mochte. Ich weiß, dass viele denken, dass der Moderator der Kindersendung Löwenzahn Kinder nicht ausstehen konnte. Aber das ist falsch. Peter Lustig hatte nichts gegen Kinder. Da bin ich mir sicher. Denn ich bin leider schuld an diesem Gerücht.

Peter Lustig, der im Fernsehen so übergroß wirkte, wenn er die Welt erklärte, war ein kleiner, leiser Mann. Ich habe ihn 2002 in Berlin getroffen und einige Stunden mit ihm geredet. Es war ein Gespräch, an das ich bis heute gern zurückdenke. Er war damals gerade 65 Jahre alt geworden, Renteneintrittsalter, und ich sollte ihn – einen der Helden meiner Kindheit – für die Stuttgarter Zeitung porträtieren.

Wir trafen uns in einem Café und redeten über sein Leben, über seine Sendung Löwenzahn, über Latzhosen, über die Welt. Und natürlich auch über Kinder. Es war angenehm, ihm zuzuhören, weil er einen so entspannten Blick auf das Leben und auf sich selbst hatte. Er war selbstironisch, selbstkritisch, voller Neugier und Lebensfreude.

Ein Porträt ist ein Urteil

Ich war so beeindruckt von diesem Menschen, dass ich anschließend kein Porträt über ihn schreiben wollte, schreiben konnte. Mir fehlte der Abstand, den ich brauche, um professionell über jemanden zu schreiben.

Ein Porträt ist der Versuch, ein Bild von einem Menschen zu vermitteln, alle Seiten seiner Persönlichkeit zu zeigen. Es ist immer auch ein Urteil. Doch nach unserer Unterhaltung sah ich nur noch gute Seiten an Peter Lustig. Ich mochte ihn und hatte das Gefühl, dass ich nicht mehr objektiv genug war, um ihn zu beschreiben. Ich war befangen.

Daher schlug ich der Redaktion vor, ein Protokoll des Gesprächs zu veröffentlichen, Peter Lustig also in seinen eigenen Worten über sich reden zu lassen – ohne journalistische Fragen oder Zwischenbemerkungen.

Das Gesprächsprotokoll erschien Ende Oktober 2002 im Magazin der Stuttgarter Zeitung unter der Überschrift "Die Leute denken, ich trage Birkenstock". Ich bin nicht stolz darauf. Wer mit einem Journalisten redet, muss ihm vertrauen. Er muss darauf vertrauen, dass der Journalist die Worte richtig wiedergibt, dass er nichts verzerrt. Peter Lustig hatte mir vertraut.

Beim Schreiben des Protokolls verfälschte ich nichts, ich wollte ihn zeigen, wie ich ihn erlebt hatte: offen, uneitel, ehrlich. Aber ich erkannte nicht, welche Gefahr sich in seinen Worten verbarg. Ich sah nicht, dass man ihn missverstehen konnte.