Nach dem gescheiterten Militärputsch in der Türkei sind Medienberichten zufolge 42 Haftbefehle gegen Journalisten erlassen worden. Wie die Fernsehsender NTV und CNN-Türk mitteilten, ist unter anderem Nazlı Ilıcak betroffen. Ilıcak war 2013 wegen kritischer Berichterstattung über einen Korruptionsskandal von der regierungsnahen Zeitung Sabah entlassen worden. Ob es bereits Festnahmen gab, war zunächst unklar.

Wie die Zeitung Hürriyet berichtete, wurden die Haftbefehle vom Büro des Istanbuler Anti-Terror-Staatsanwalts Irfan Fidan erlassen. Seinen Angaben zufolge hat bereits ein Polizeieinsatz begonnen, um die Journalisten festzunehmen. Ilıcak wurde demnach nicht in ihrer Wohnung in Istanbul angetroffen. Möglicherweise sei sie an der türkischen Mittelmeerküste im Urlaub. Die dortige Polizei wurde den Angaben zufolge bereits alarmiert.

Seit dem Putschversuch am vergangenen Wochenende sind in der Türkei Zehntausende Menschen in Gewahrsam genommen oder entlassen worden. Allein von 13.000 Festnahmen wurde berichtet. Der Menschenrechtsorganisation Amnesty International liegen nach eigenen Angaben glaubhafte Hinweise vor, dass Inhaftierte misshandelt worden sind.

Viele der Entlassenen und Festgenommenen waren zuvor im Justiz- und Bildungswesen beschäftigt. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan wirft ihnen vor, mit der Gülen-Bewegung verbunden zu sein, die er für den Umsturzversuch verantwortlich macht.

Vergangene Woche kündigte Erdoğan weitere Verhaftungen an und verhängte den Ausnahmezustand in der Türkei. Dadurch ist unter anderem Pressezensur möglich. Per Dekret schränkte der türkische Präsident die Rechte der Inhaftierten weiter ein.