CSU-Chef Horst Seehofer hat seinen Rückzug von der Spitze der Christsozialen vor der Bundestagswahl angeboten. Er sei bereit, sein Amt als Parteivorsitzender im kommenden Jahr zur Verfügung zu stellen, um die personelle Basis der CSU zu verbreitern, sagte Seehofer in der ZDF-Sendung Was nun, Herr Seehofer?, die am Montagabend ausgestrahlt werden soll. Er sei zwar bis zum Parteitag im kommenden Jahr gewählt, aber auch zu einem früheren Amtsverzicht bereit. Ministerpräsident im Freistaat will er bis zur Wahl 2018 bleiben.

Seehofer fordert seit einiger Zeit, dass das Amt des CSU-Chefs und des bayerischen Ministerpräsidenten künftig getrennt besetzt werden müsse. Der CSU-Chef in Berlin gehöre mit in die Bundesregierung. Dass er selbst als CSU-Chef nach Berlin gehen und CSU-Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl werden könnte, wollte Seehofer nicht ausschließen; er persönlich strebe "dieses Amt der Spitzenkandidatur" allerdings nicht an.

Nur für den Fall, dass er keine ordentliche Mannschaft für Berlin gewinnen könnte, müsste er die Pläne überdenken. Seehofer übt damit abermals Druck auf den CSU-Kronprinzen Markus Söder aus, der sich gegen einen Wechsel in die Bundespolitik sträubt und das Amt von Ministerpräsident und Parteichef weiter in einer Person vereinigt sehen will. Der 67-jährige Seehofer betonte, er gehe nun auf die 70 zu. Deshalb wolle er eine Erneuerung seiner Partei: "Ich möchte einen organischen Generationenwechsel."

Seehofer hat zudem den SPD-Chef Sigmar Gabriel wegen seines Vorstoßes in der Nachfolgedebatte um das Amt des Bundespräsidenten scharf kritisiert. Gabriel habe sich mit seinem Vorschlag von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nicht an die Absprachen in der großen Koalition gehalten, sagte er. "Ich glaube, dass er damit dem Außenminister nicht gedient hat." Dabei betonte er, dass er Steinmeier durchaus schätze. Dennoch beteilige er selbst sich nicht an einer Präsidentendebatte. Außerdem sollten seiner Meinung nach zumindest die drei Parteivorsitzenden der großen Koalition Disziplin wahren. "Es muss mit Stil und Würde erfolgen", sagte Seehofer zur Suche eines Nachfolgers für Joachim Gauck.

Eine Unterstützung von CDU-Chefin Angela Merkel bei ihrer Kanzlerkandidatur ließ Seehofer weiter offen. "Ich bleibe dabei, was wir vereinbart haben: erst Inhalte, dann die Personalien." Zweifel an Merkel äußerte Seehofer aber auch nicht. So sprach er zwar über "sehr schwierige Monate" zwischen CDU und CSU und eine durch die Flüchtlingspolitik gespaltene deutsche Gesellschaft. Es gehöre aber zu den Aufgaben der Union, "mit der Kanzlerin an der Spitze", die Gesellschaft wieder zusammenzuführen.

In der laufenden Woche stünden abermals Gespräche mit der Kanzlerin und anderen Vertretern der Schwesterpartei an. Bis zum nächsten CSU-Vorstand am kommenden Montag will er dann auch entschieden haben, ob Merkel zum Parteitag Anfang November eingeladen wird oder nicht. Auf der jüngst von der CSU verschickten Agenda für das Treffen in München steht kein Auftritt der Kanzlerin.