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Meinung Deutscher Selbsthass

Und noch ein Feindbild – der gemeine Handball-Nazi

Stv. Chefredakteur
Hier singen die Handball-Europameister „Atemlos“

Die Handball-Europameister haben zum Abschluss ihrer einwöchigen Siegesfeier den „Ball des Sports“ in Wiesbaden gestürmt. Bundespräsident Gauck und 1500 Gäste feierten das Team.

Quelle: Die Welt

Autoplay
Fröhliche Europameister? Nein, Handball ist die AfD unter den Sportarten, rechts und gefährlich. Das meint ein Fußballphilosoph und konstatiert eine „kartoffeldeutsche Sehnsucht“ nach weißen Siegern.

Meine (!) weiße (!!), blonde (!!!), ostdeutsche (!!!!) Ehefrau (!!!!!) hat früher Handball (!!!!!!) gespielt und sich neulich gefreut, als Deutschland (!!!!!!!) die Europameisterschaft gewonnen hat. Ist sie eine Rechtspopulistin?

Diese Frage wirft der Chefredakteur des „Philosophie Magazins“, Wolfram Eilenberger, in einem Beitrag für „Zeit.de“ auf: „Blutnah und widerständig“ hätten die frisch gebackenen Europameister eine „kartoffeldeutsche Sehnsucht“ bedient: Handball sei „die Alternative für Deutschland“, also rechts, „Wenn Fußball Merkel ist, ist Handball Petry“.

Als Belege für diese – nun ja – These führt er an, dass a) Profi-Handball angeblich nur in der Provinz und nicht in bunten Metropolen gespielt wird, b) die Vornamen der deutschen Nationalspieler überraschenderweise Deutsch sind und c) „der Trainer aus Island stammt und das ebenfalls perfekt ins nordisch-arisierte Bild passt“. Doch, ja, er hat „arisiert“ geschrieben.

Was treibt den Kartoffel-Professor um?

Wer gerne Handball guckt, ist ein halber Nazi? Das dürfte besonders gut ankommen bei den Klubs, die seit ein paar Monaten nicht trainieren können, weil ihre Halle zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert wurde. Hoffentlich werden die keine Wutbürger, sondern lesen schnell die aufgeklärte Antwort, die der Handballer Christian Ciemalla ins Netz gestellt hat. Wer hätte gedacht, dass das Feuilleton von www.handball-world.com klüger ist als der Sportteil der „Zeit“?

Handballfans nach rechts zu drängen, ist zumindest originell. Kleingärtner, Katholiken oder Berliner Busfahrer erleben das seit Jahrzehnten. Warum eigentlich? Haben wir denn nicht genug echte Rechte? Wie kann, wer dagegen kämpft, dass die Herkunft eines Menschen eine Rolle spielt, gegen Kartoffeln polemisieren?

Seltsam auch, dass das Wort „Kartoffeln“ von Leuten benutzt wird, die selbst aussehen, als habe sie Monty Python für die Rolle eines deutschen Professors ausgesucht. Auch die, die im Netz ständig gegen „alte, weiße Männer“ polemisieren, sind ja – wenn man ihr Profil anklickt – leider nie junge, schwarze Frauen aus der Neuköllner Sonnenallee, sondern immer die üblichen hessischen Beamtentöchter.

Wenn sogar die CDU „jünger, weiblicher und bunter“ werden will, sollten wir uns vielleicht nicht wundern, wenn immer mehr alte, weiße Männer AfD wählen.

„Muss geil drauf sein, schnell nach oben zu kommen“

Thomas Häßler wird im Sommer Trainer in der Bezirksliga. Der Weltmeister von 1990 will mit dem Berliner Club Italia schnell nach oben. Bei seiner Vorstellung sprach er über sein Engagement.

Quelle: Die Welt/SID Sport

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