Wie ging es aus?

Deutschland – Slowakei 3:0 (2:0)
Tore: 1:0 Boateng (8.), 2:0 Gomez (43.), 3:0 Draxler (63.)

Wie lief das Spiel?

Gut, teilweise sogar sehr gut, zumindest aus deutscher Sicht. So gut, dass es richtig schwerfällt, zu nörgeln. Es war das bisher beste Spiel der deutschen Mannschaft bei dieser EM. Vielleicht sogar das beste Spiel eines Teams bei diesem Turnier. Vor allem die erste Halbzeit hatte etwas von der Leichtigkeit, die man in diesen so tonnenschweren zwei Wochen schon längst vergessen glaubte. Özil schwebte übers Spielfeld, Draxler schlug Haken, und Boateng, der vor Selbstvertrauen und Sicherheit derzeit fast zu platzen scheint, zog zusammen mit Kroos mit langen und nanometergenauen Pässen die slowakische Abwehr auseinander. Die Folge: Viele Torchancen und ein frühes, beruhigendes Tor von Boateng himself. Manuel Neuer, der noch immer ohne Gegentor ist, musste nur einmal ernsthaft eingreifen. Die zweite Hälfte hatte dann Freundschaftsspielcharakter. Joachim Löw konnte es sich sogar leisten, den Gegner zu demütigen und nicht nur Lukas Podolski oder Bastian Schweinsteiger einzuwechseln, sondern gleich alle beide.

Hat Boateng wirklich ein Tor gemacht?

Ja, tatsächlich. Der Mann kann einfach alles. Vielleicht sollte ihn mal jemand bitten, das Welthungerproblem zu lösen oder im Nahostkonflikt zu vermitteln. Zunächst aber knallte er in der achten Minute einen Ball aus knapp 20 Metern direkt ins Tor. Er hatte ein wenig Glück, weil er den Ball nicht richtig getroffen hatte und noch ein Slowake mit der Stiefelspitze dran war, sonst hätte der Torwart den womöglich gehabt, aber wir wollen nicht kleinlich sein. Es war schließlich sein erstes Tor im 63. Länderspiel, anschließend lief Boateng jubelnd zur Bank, wo er dem Wunderdoktor Müller-Wohlfahrt in die Arme hüpfte. Der Druide hatte sich in den vergangenen Tagen intensiv um Boatengs verhärtete Wade gekümmert und ihm eine Tinktur aus Krötenblut, Eidechsenaugen und geriebenen Fußnägeln verabreicht – so stellen wir uns das zumindest vor. Es war das zweite Mal, dass Müller-Wohlfahrt bei diesem Turnier jubelnd angesprungen wurde. Schon nach seinem Tor gegen die Ukraine freute sich Bastian Schweinsteiger, dass der Doc ihm noch einmal die Rüstung geölt hatte. Es wäre alles so schön, wenn es beim Schreiben dieser Zeilen nicht so im Rücken ziehen würde...

Was war da los beim Elfmeter?

Mesut Özil hat einen Elfmeter verschossen. Beim Stand von 1:0. Sah nicht besonders gut aus, ist aber nicht schlimm. Mesut Özil wird von Spiel zu Spiel leichtfüßiger, federnder, brillanter. Er muss keine Tore schießen, um zu glänzen.

Alle jubeln über Julian Draxler, zu Recht?

Ja, Joachim Löw zeigt bei dieser EM, dass er ein Näschen hat. Er ließ Julian Draxler anstelle von Mario Götze spielen und darf sich am Ende ins Notizbuch schreiben, alles richtig gemacht zu haben. Vor dem 2:0 ließ Draxler seinen Gegenspieler Kucka per Übersteiger hinter sich wie einen eingenickten Türsteher. Das 3:0 machte er selbst und brachte dabei sein Bein so hoch, dass man sich schon beim Zusehen eine Zerrung holte. Die nächste Verletzung, Herr Müller-Wohlfahrt, bitte! Draxler ist technisch vielleicht der hochveranlagteste der deutschen Spieler. Er scheint das auch zu wissen, ab und zu agiert er etwas ronaldoesk. Soll heißen: Er setzt in der Offensive auf den Effekt statt auf den Normalo-Pass und in der Defensive bleibt er gerne mal stehen oder lässt einen Zweikampf weg. Er könnte sich ja wehtun. Trotzdem überzeugte Draxler, Mario Götze muss sich auch bei diesem Turnier an den Platz auf der Bank gewöhnen. Aber die Perspektive kennt er ja.