Die rheinland-pfälzische Landesregierung hat offenbar eine Delegation nach China geschickt, um den potenziellen Käufer des Flughafens Hahn, den Investor SYT, zu überprüfen. Laut Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitungen hat sich Innenstaatssekretär Randolf Stich mit Vertretern der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG auf den Weg nach Schanghai gemacht, um sich ein genaueres Bild von dem Unternehmen zu machen.

Die von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) geführte Regierung wollte den verschuldeten Flughafen Hahn eigentlich für 13 Millionen Euro an SYT verkaufen. Das Unternehmen hatte aber nicht rechtzeitig erforderliche Unterlagen bei der Landesregierung eingereicht, weswegen sie den Verkauf vorerst stoppte.

Die CDU-Opposition fordert Aufklärung und legt Dreyer personelle Konsequenzen nahe. Eine Regierungssprecherin sagte der FAZ, die Ministerpräsidentin habe keinen Kontakt zu den Investoren oder ihren Geldgebern gehabt. Dreyer hatte das Geschäft vor einigen Wochen verteidigt. SYT biete keinen Anlass für Zweifel.

Einfache Überprüfung als Grundlage

KPMG ist an der Delegation nicht zufällig beteiligt. Die Wirtschaftsprüfer waren von der Landesregierung mit der Überprüfung von SYT beauftragt worden. In einem Schreiben an das Innenministerium teilte KPMG laut FAZ nun mit, dass der Auftrag in einem "limited research" auf "Basis öffentlich zugänglicher Quellen" bestanden habe, der die Suche in Datenbanken nach möglichen "Gesetzesverstößen und Bonitätsrisiken" eingeschlossen habe. Grundlage der Entscheidung war also eine einfache Risikoüberprüfung. Zuvor hatte KMPG allerdings mitgeteilt, dass  für die Einschätzung zusätzlich zum erteilten Auftrag ein Mitarbeiter SYT vor Ort besucht habe.

Im Auswahlverfahren hatte sich SYT gegen zwei andere interessierte Käufer des Flughafens durchgesetzt. Nach dem Zuschlag präsentierte sich SYT als führendes chinesisches Bauunternehmen und kündigte an, den Airport mit 320 Mitarbeitern im strukturschwachen Hunsrück zum Drehkreuz für Passagiere aus China und für Luftfracht ausbauen zu wollen. Doch die Umstände des Deals erschienen dubios, weil die Firma selbst in China unbekannt war. Nach einem Bericht des SWR war zudem der vermeintliche SYT-Geldgeber Shanghai Guo Qing Investment Company an seiner Firmenadresse in Shanghai nicht auffindbar. Dort befand sich ein Reifenhändler.

Der Flughafen Hahn gehört zu 82,5 Prozent Rheinland-Pfalz, den Rest besitzt Hessen. Der Kaufvertrag war bereits am 2. Juni notariell beurkundet worden. Der Vollzug des Verkaufs ist von der Zustimmung des Landtags abhängig.