Donald Trump absolviert seine erste Auslandsreise als Präsident der Vereinigten Staaten. Bei jeder Station löste der US-Präsident mit seinem Auftritt Verblüffung und noch öfter Sorge aus. So kündigte er in Riad Waffenlieferungen in Höhe von 110 Milliarden Dollar an Saudi Arabien an – es ist einer der größten Rüstungsdeals der US-Geschichte. Trump hat bereits zugesagt, Restriktionen für Präzisionswaffenexporte in das Golfland aufzuheben. Die hatte sein Vorgänger Obama ausgesprochen, nachdem die Saudis bei einem Angriff im Jemen 140 Zivilisten getötet hatten. Der Stellvertreterkrieg, den Riad im Jemen gegen den Iran führt, hat in dem Land eine humanitäre Katastrophe ausgelöst.

In Jerusalem besuchte Trump als erster amtierender US-Präsident die Klagemauer. Obwohl der Besuch als "privat" bezeichnet wurde, schien Trump damit die territorialen Ansprüche Israels zu bekräftigen – einer der Kernpunkte im Konflikt mit den Palästinensern. In Brüssel, beim Treffen mit EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, beschimpfte er Deutschland wegen seiner hohen Handelsüberschüsse als "sehr schlecht", eine Wortwahl, die sonst Nationen vorbehalten war, die den USA feindlich gesonnen sind.

Bei seiner Auslandspremiere setzt Trump jenen Regierungsstil fort, der in den ersten hundert Tagen seiner Amtszeit das Weiße Haus ins Chaos gestürzt hat. Selbst einige Parteifreunde haben öffentlich Zweifel an seiner Amtsführung geäußert. Die Opposition und Trumps schärfste Kritiker in den Medien sehen mehr als Unvermögen: Sie vermuten dunkle Ziele und Verschwörungen.

"Jobs, Jobs, Jobs"

Doch viele Aktionen des Präsidenten erscheinen in einem anderen Licht, wenn man ihn nicht als Staatsoberhaupt, sondern als den Unternehmensboss alter Schule versteht, der er vor seiner Wahl immer war.

In diesem Sinne verbucht Trump seinen Trip nach Riad als erfolgreiche Geschäftsreise. Es sei ein "enorm guter Tag", sagte er nach der Ankündigung des 110-Milliarden-Dollar-Deals mit den Saudis. "Hunderte Milliarden Investitionen in den USA und Jobs, Jobs, Jobs. Ich danke den Menschen in Saudi Arabien."

Die Aktien von US-Rüstungskonzernen wie General Dynamics, Raytheon und Lockheed Martin erreichten im New Yorker Börsenhandel neue Allzeithochs. Gemäß dem Prinzip der Gewinnmaximierung sieht Trump seine primäre Aufgabe darin, das Geschäft der US-Unternehmen anzukurbeln und Jobs für seine Landsleute zu schaffen. Entsprechend sind andere Länder nicht Handelspartner, sondern Konkurrenten. Und wenn sie wie China oder Deutschland mit den USA einen hohen Handelsbilanzüberschuss haben, dann wird es Zeit, ihnen Marktanteile wieder abzujagen. Nach dieser Logik sind Exporte Gewinne, die es zu maximieren gilt, und Importe sind Verluste, die es zu minimieren gilt.

Sanierer Trump

Trump sieht sich als harter Sanierer eines angeschlagenen Konzerns. So klagte er lautstark über den "Scherbenhaufen", den ihm sein Vorgänger hinterlassen habe. Bei seiner Nominierung im vergangenen Sommer erklärte er: "Ich allein kann das Land retten." Das kann man als dunkle Ankündigung verstehen – oder als großspuriges Versprechen eines CEO-Kandidaten an die Anteilseigner. Seinen Anhängern bot er einen "Vertrag", den sie sich aus dem Internet herunterladen konnten.

Wenn über Trump berichtet wird, fallen fast immer Beschreibungen wie "beispiellos", "nie zuvor" oder "unerhört". Das galt schon für seine Kandidatur und erst recht für seine Präsidentschaft. So ist es ungewöhnlich, dass der Präsident die Vorstellung seiner Steuerpläne und seines Budgets seinen Kabinettsmitgliedern überläßt. Schließlich sind sie wichtiger Ausdruck seiner politischen Agenda und wurden von Trumps Vorgängern gerne genutzt, diese den Amerikanern noch einmal nahezubringen. Trump dagegen überließ es Finanzminister Steven Mnuchin und seinem Wirtschaftsberater Gary Cohn, seine "Jahrhundert-Steuerreform" vorzustellen. In einem Unternehmen ist es dagegen normal, den Finanzchef die Details eines Sanierungsplan präsentieren zu lassen, es ist schließlich sein Ressort.