Der Kampf um die besten Talente ist seit Jahren auch ein finanzielles Kräftemessen. Gerade die Scouts der Premier League, der reichsten Liga Europas, suchen weltweit mit enormem Aufwand nach neuen Nachwuchsstars – und binden Teenager mit immensen Summen frühzeitig an den Klub.
Jürgen Klopp und der FC Liverpool wollen das schier grenzenlose Wettbieten um Talente nicht länger mitmachen. Der Klub möchte seine eigenen Talente fördern und hat entschieden, dass er 17 Jahre alten Profis in der Debütsaison zukünftig nicht mehr als ein Grundgehalt von knapp 45.000 Euro zahlen wird. „Bevor wir einen Spieler verpflichten, der nicht viel besser ist als das, was wir haben, setzen wir auf unsere eigenen Jungs“, erklärt Jürgen Klopp: „So sollte unsere Zukunft aussehen, sogar in dieser verrückten Transferwelt.“
Das Grundgehalt der Talente kann allerdings durch Bonuszahlungen für Einsätze im U23-Team oder bei den Profis aufgestockt werden. Damit hat sich der Verein für ein leistungsorientiertes Bezahlungsmodell entschieden, das bei den Talenten den Blick aufs Wesentliche schärfen soll.
„Spiele, so oft du kannst“, sagt Klopp
Bei anderen Klubs der Premier League haben die Gehälter für Nachwuchsstars aus der zweiten Reihe neue Dimensionen erreicht. Nach Informationen des „Telegraph“ zahlen englische Vereine ihren Talenten bis zu 12.000 Euro pro Woche – und kommen damit schon vor Beginn ihrer großen Karriere auf Jahresgehälter von einer halben Million Euro.
Liverpool geht bei der Jugendarbeit auch in anderen Bereichen seinen eigenen Weg. Im Gegensatz zur Empfehlung des englischen Fußballverbands FA, ermutigen die „Reds“ ihre Talente dazu, auch abseits der Klubakademie so oft wie möglich auf den Bolzplatz zu gehen. „Es ist besser, wenn die Jungs 20 Mal pro Woche in der Schule kicken als drei Mal pro Woche mit ihren Mitspielern“, sagt Klopp.
Der ehemalige Trainer von Borussia Dortmund rät Nachwuchsspielern: „Bleib bei deinem Klub, reise nicht so viel, konzentriere dich auf deine Ausbildung. Spiel einfach Fußball, weil es das beste Spiel in der Welt ist, und spiele, so oft du kannst.“
Liverpool will zurück zu goldenen Zeiten
Klopp kritisiert, dass einige Klubs ihren Talente zu früh bei den Profis einsetzen würden: „Es gibt andere Beispiele von Klubs, die nicht lang genug warten konnten“, erklärt der 49-Jährige: „Manchmal denkst du dir, dass der Spieler den nächsten Schritt nicht machen wird. Dann wechselt er den Klub, und du denkst dir: ‚Da ist ja doch der nächste Schritt, warum haben wir nicht gewartet?‘“
Liverpool möchte unter Klopp wieder eine Reihe von eigenen Talenten groß herausbringen. So wie Anfang der 90er-Jahre, den goldenen Zeiten der Klubakademie, als Nachwuchsspieler wie Steve McManaman, Michael Owen oder Steven Gerrard zu Weltstars aufstiegen.
„Wir haben diese wundervollen Geschichten von Jungs, die mit sieben zum Klub gekommen sind und dann so lange geblieben sind, bis sie es zu Profis schafften“, schwärmt Klopp, der mit Liverpool nach sieben Spieltagen auf Rang vier der Tabelle steht.
Neue Regeln für die Jugendspieler bei Manchester City
Tabellenführer ist Manchester City, wo Pep Guardiola im Sommer als Trainer übernommen hat. Auch der Ex-Bayern-Coach hat bei seinem neuen Verein neue Akzente in der Jugendarbeit gesetzt. Allerdings geht es dem Katalanen dabei nicht um Geld, sondern um Schuhe.
Guardiola hat durchgesetzt, dass alle Nachwuchsspieler schlichte, schwarze Schuhe tragen müssen. Bunte Treter, die gerade bei Teenagern hohes Ansehen genießen, sind verboten, schwarze Treter tragen – bis sie 19 Jahre sind.
„Es gibt nichts Schlimmeres für mich, als einen Profi zu sehen, der kein Benehmen und Anstand gegenüber anderen Leuten zeigt“, erklärte City-Akademie-Chef Jason Wilcox die Maßnahme.
Doch nicht nur für die Jugendspieler, sondern auch für die Profis gelten unter Guardiola neue Regeln. Das City-Team isst am Morgen und Mittag seit dieser Saison täglich verpflichtend zusammen im Trainingszentrum. Immerhin: Es ist ihnen gestattet, dabei bunte Schuhe zu tragen.