Ein Interview des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump offenbart die anhaltende Uneinigkeit der republikanischen Parteispitze. Der Immobilienmilliardär sagte im Gespräch mit der Washington Post, dass er den Vorsitzenden des Repräsentantenhauses Paul Ryan und Senator John McCain nicht bei deren Kampagnen für ihren Wiedereinzug in den Kongress unterstützen werde. Beide hatten Trump wiederholt kritisiert. Trumps Entscheidung ist laut der Zeitung ein außergewöhnlicher Verstoß gegen die politischen Gepflogenheiten.

Zuletzt hatte Trump die Kritik von Ryan und McCain dafür auf sich gezogen, dass er sich auf einen Streit mit den muslimischen Eltern eines im Irak getöteten US-Soldaten eingelassen hatte. Beide sind von ihrer generellen Unterstützung für Trumps Kandidatur jedoch nicht abgerückt.

Trumps Verweigerung einer Wahlempfehlung für Ryan wirkt auch wie eine direkte Retourkutsche auf dessen anfängliches Zögern im Frühjahr, dem Unternehmer nach dessen Sieg bei den Vorwahlen seine Unterstützung zu geben. Trump meldete nun indirekt Zweifel an Ryans Führungsqualitäten an. "Ich mag Paul, aber dies sind schreckliche Zeiten für unser Land. Wir brauchen eine sehr starke Führung."

Trump verteidigt sich in Kontroverse um Soldateneltern

Ryan sagte, er habe sowieso nie mit Trumps Unterstützung gerechnet. Sein Team habe den Kandidaten auch nie darum gebeten. Als Senats- und Repräsentantenhausbewerber müssen sich Ryan und McCain auf ihrem Weg in die beiden Washingtoner Kongresskammern bei Vorwahlen in ihren US-Staaten gegen innerparteiliche Konkurrenten durchsetzen. Ryans Primary in Wisconsin findet am 9. August statt.

Über seine Kontroverse mit den muslimischen Soldateneltern sagte Trump der Washington Post: "Ich wurde bösartig von der Bühne aus attackiert und ich habe das Recht, darauf zu antworten. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe." Der Vater Khizr Khan hatte Trump in der vergangenen Woche beim Parteitag der Demokraten vorgehalten, im Gegensatz zu ihm "nichts und niemanden geopfert" zu haben. Trump konterte daraufhin am Wochenende in einem Fernsehinterview, er habe sehr wohl "eine Menge Opfer" erbracht. Er arbeite "sehr, sehr hart" und habe Zehntausende Jobs geschaffen.

US-Präsident Barack Obama appellierte an republikanische Führungspolitiker, Trump ihre Unterstützung zu entziehen. Dieser sei "ungeeignet" für das höchste Staatsamt und leiste sich mehr als nur den "gelegentlichen Ausrutscher". Bei Trumps Parteikollegen müsse doch einmal ein Punkt erreicht sein, an dem sie sagten: "Dies ist niemand, den ich als Präsidenten der Vereinigten Staaten unterstützen kann."