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Henriette Hell: Was ich über Sex gelernt habe Hilfe, ein Nerd mit dicker Brille - ich schäme mich für meinen Lover!

Auch dicke Brillen können sexy sein.
Auch dicke Brillen können sexy sein.
© Jacob Wackerhausen/Gettyimages
Wie geht man damit um, wenn man sich versehentlich in jemanden verknallt, der einem peinlich ist? Und was will uns unser Unterbewusstsein überhaupt damit sagen?

Gefühle kann man nicht kontrollieren. Keiner kann das. Sonst wäre Vroni Ferres nicht mit Maschmeyer zusammen. Und Melania nicht mit Trump. Die Liebe fällt eben dahin, wo sie will. Und dann liegt sie da – und man ist am A****.

Kenne ich nur zu gut. Im Laufe meines 31-jährigen Lebens habe ich mich schon in die merkwürdigsten Gestalten verknallt – und mich, sobald dieses nervige Bauchkribbeln einsetzte, entsetzt gefragt: "Wieso denn jetzt ausgerechnet DER?! Na, toll."

© Eiko Weishaupt

Henriette Hell: Love from Hell

Henriette Hell wurde 1985 geboren und arbeitet als Journalistin/Autorin in Hamburg und unterwegs auf ihren Reisen rund um den Globus. Ihr Buch "Achtung, ich komme! In 80 Orgasmen um die Welt" ist 2015 erschienen und wurde prompt zum Bestseller. 2017 folgte "Erst kommen, dann gehen – Die Sexbibel fürs 21. Jahrhundert". Henriette schreibt gerne, ehrlich und lässig über Sex, weil sie findet, dass das viel zu wenig Leute tun.

Da fing mit 13 an, als ich mein Herz zielsicher an den größten Freak der ganzen Schule verlor. Wochenlang himmelte ich ihn aus der Ferne an – immer mit der Angst im Nacken, was wohl meine Freundinnen zu dieser "Geschmackverirrung" sagen würden und ob eine Enthüllung meinen gesellschaftlichen Ruin auf dem Pausenhof bedeuten würde. Eine klassische Herz-gegen-Hirn-Situation.

Wir kamen dennoch zusammen. Obwohl er jähzornig, dauerbekifft und etwas irre war. Egal, ich mochte ihn. Und er mich. Gleichzeitig war er ein prima Hilfsmittel, um gegen meine stets überbesorgten Eltern zu rebellieren. Im Nachhinein muss ich sagen: Er war nicht gerade der ideale erste Freund ...

"Ich liebe einen Irren!"

Trotzdem zieht sich dieses Phänomen – "Hoppla, ich liebe einen Irren!" – bis heute irgendwie durch mein Privatleben. Offenbar stehe ich unterbewusst auf diese Art von Herausforderungen. Um mal zu sehen, wohin einen dies und das so bringt. Alles ist schließlich besser als 08/15, oder?!

Und ich bin nicht die einzige. Aktuell hat es meine Freundin Kaja, angesagte PR-Beraterin und It-Girl, erwischt. Sie steht auf den krassesten Nerd in ihrer gesamten Firma. Er sitzt in der IT-Abteilung, trinkt nie Alkohol und scheint außer seinem Computer keine wirklichen Hobbies zu haben. Aber: "Wie der mich immer so schüchtern durch seine dicken Brillengläser anlächelt, ey, das ist sooo sexy!"

Vielleicht doch ein perfektes Paar

Nun denn, kann sie ihm ja demnächst mal das Berghain zeigen. Und er sie zum nächsten Jahrestreffen des Chaos Computer Clubs mitnehmen. Mal sehen, wer sich dann mehr für den jeweils anderen schämt. Oder ob sich die beiden am Ende vielleicht sogar als "perfect match" entpuppen.

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