Ungeachtet eines Verfassungsgerichtsverbots haben die Serben in Bosnien-Herzegowina offenbar fast einstimmig für das Beibehalten ihres umstrittenen Nationalfeiertags am 9. Januar gestimmt. Nach Auszählung von fast einem Drittel der Stimmen gaben die Behörden bekannt, dass bis dato 99,8 Prozent der Wähler für den Feiertag gestimmt hätten. Das Verfassungsgericht des Landes hatte zuvor sowohl die Abstimmung als auch das Datum selbst verboten. Der Präsident der bosnisch-serbischen Teilrepublik Republika Srpska, Milorad Dodik, hatte die Volksabstimmung trotz des Verbots angesetzt.

Auf dem Gebiet der Republika Srpska wurden 1,2 Millionen Wahlberechtigte aufgefordert, den 9. Januar als Nationalfeiertag festzusetzen. Am 9. Januar 1992, drei Monate vor Beginn des Bosnien-Kriegs von 1992 bis 1995, war die Republika Srpska unter anderem von Radovan Karadžić ausgerufen worden. Karadžić wurde im März vom Internationalen Strafgerichtshof wegen Völkermords zu 40 Jahren Haft verurteilt.

Die serbische Regierung unter Ministerpräsident Aleksandar Vučić teilte im Vorfeld mit, sie unterstütze das Referendum der bosnischen Serben nicht. Dodik bekräftigte aber seinen Plan, 2018 über die Unabhängigkeit von Bosnien ein Referendum abzuhalten. Die Volksbefragung über den "Nationalfeiertag" erfolgt eine Woche vor den Kommunalwahlen, bei denen Dodik seine Machtposition festigen will.

"Ich bin abstimmen gekommen, weil jede Nation und jeder Staat seinen eigenen Nationalfeiertag hat. Daher sollte unser serbisches Volk auch seinen Feiertag haben", sagte der 60-jährige Wähler Vojo Vujakovic. Auch viele seiner Landsleute betrachten sich nicht als Bosnier, sondern als Serben. Der Zusammenhalt des Landes scheint daher zunehmend gefährdet.

Der Hohe Repräsentant der internationalen Gemeinschaft, Valentin Inzko, warnte im Vorfeld, das "unnötige" Referendum werde "keine rechtlichen Konsequenzen" haben. "Es hat keine gesetzliche Basis und keine rechtliche Bedeutung", sagte Inzko. Es habe viele Spannungen provoziert, kritisierte er, versicherte zugleich aber, dass es keinen Krieg zwischen den Volksgruppen des Landes geben werde.

Auch der Anführer der bosnischen Muslime, Bakir Izetbegović, der beim Verfassungsgericht Klage gegen die Volksabstimmung eingereicht hatte, zeigte sich bei aller Kritik zuversichtlich, dass die Volksbefragung keine weitergehenden Folgen haben werde. "Das Referendum wird durchgehen, und Bosnien-Herzegowina wird bleiben", sagte Izetbegović.

Die USA und die EU hatten vergeblich versucht, das Referendum zu unterbinden und nicht näher bezeichnete Sanktionen angedroht. Sie sehen darin einen weiteren Schritt zur immer wieder angedrohten Abspaltung des serbischen Landesteils von Bosnien-Herzegowina.