Deutschland würde sich an der Aufstockung der Nato-Truppen im östlichen Bündnisgebiet beteiligen. "Es gibt hierzu erste Überlegungen und Abstimmungen in der Nato", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Eine Entscheidungen solle auf dem Nato-Gipfel am 8. und 9. Juli in Warschau fallen. Zuvor hatten Spiegel Online und Süddeutsche Zeitung entsprechend berichtet.

Deutschland könnte den Angaben zufolge in Litauen die Führungsrolle einer Truppe übernehmen, die aus wechselnden Einheiten von bis zu 1.000 Soldaten bestehen könnte. Die Bundeswehr würde sich dem Vernehmen nach mit einer Kompanie beteiligen, also etwa 150 bis 250 Soldaten. Weitere größere Nato-Staaten dächten darüber nach, eine ähnliche Führungsrolle in anderen osteuropäischen Staaten zu übernehmen.

Die Entsendung soll ein Zeichen an die östlichen Nato-Mitglieder sein, die sich von Russland bedroht fühlen. Seit der russischen Annexion der Krim im Jahr 2014 fürchten sie eine weitere Expansion des Landes.

Der Spiegel hatte kürzlich berichtet, dass US-Präsident Barack Obama bei der verstärkten Nato-Präsenz am Ostrand des Bündnisses vor allem von Deutschland und Großbritannien einen Beitrag erwarte. Nach Informationen von Spiegel Online sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einen solchen deutschen Beitrag zu, als sie sich am Montag in Hannover mit Obama und den Staats- und Regierungschefs aus Frankreich, Großbritannien und Italien traf.

Wie die beiden Medien berichteten, könnte die Nato-Mission dem bisherigen Planungsstand zufolge aus rotierenden Truppen in den baltischen Staaten, Polen und Rumänien bestehen. Das Rotationsprinzip ist wichtig, weil bestehende Vereinbarungen mit Russland es nicht zulassen, dass die Nato dauerhaft Truppen an der Ostgrenze stationiert. Russland dürfte das Vorhaben dennoch als Provokation werten.

Die Nato hat wie die Bundeswehr ihre Maßnahmen an der Ostflanke bereits verstärkt. Sie schickt dieses Jahr rund 5.500 Soldaten in Manöver und zur Ausbildung in die östlichen Nato-Mitgliedsstaaten – vor allem nach Polen und in die baltischen Länder, die an Russland grenzen. Das sind etwa 500 mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der Manöver, an denen die Bundeswehr sich beteiligt, steigt im Vergleich zum Vorjahr von 16 auf 21.

Die Beteiligung an den schnellen Einsatzkräften der Nato für Krisensituationen hat Deutschland dieses Jahr von 4.700 auf 3.600 Soldaten etwas heruntergefahren. An der Überwachung des Luftraums über den baltischen Staaten haben sich deutsche Eurofighter-Kampfjets zuletzt zwischen Ende August 2015 und Anfang Januar 2016 beteiligt.