Newsticker
Schlagzeilen, Meldungen und alles Wichtige
Die Nachrichten heute: Newsticker, Schlagzeilen und alles, was heute wichtig ist, im Überblick.
Zum Newsticker
  1. Home
  2. Geld
  3. Big-Mac-Index: Euro ist zum Dollar stark unterbewertet

Geld Devisenkurse

Big-Mac-Index entlarvt stark manipulierte Währungen

Big Mac Big Mac
Der beliebte Big Mac von McDonald's. An seinem Preis kann man die Stärke einer Währung ablesen
Quelle: Kai Stiepel/McDonald’s
Der Big-Mac-Index vergleicht Währungen anhand des Preises für den weltweit beliebten Burger. Der Euro ist demnach noch stärker unterbewertet als der chinesische Yuan. Neue Munition für Donald Trump.

In der Welt des künftigen US-Präsidenten Donald Trump gibt es nur Freunde und Feinde. Zu letzteren zählen insbesondere jene, die ihre Währungen manipulieren und damit Amerika schaden. Bislang ist vor allem China in den Bannstrahl des zum Politiker gewendeten Immobilienmoguls und Fernsehunterhalters geraten.

Der Big-Mac-Index der britischen Wirtschaftszeitschrift „Economist“ liefert dem mächtigsten Mann der Welt jetzt neue Munition für seine Schmähungen. Demnach sind die Währungen wichtiger Handelspartner der USA eklatant unterbewertet. Diese Länder haben gegenüber dem Amerika, das Trump wieder groß machen will, einen erheblichen Wettbewerbsvorteil. Einen Wettbewerbsvorteil, den der Polterpolitiker leicht als unfair brandmarken könnte.

Dem „Economist“ zufolge sind von den Haupt-Währungen vor allem das Pfund und der Euro im Verhältnis zum US-Dollar viel zu billig. Während die britische Devise gemessen an der Kaufkraft 27 Prozent unterbewertet ist, beträgt der Abschlag zum fairen Wert beim Euro ganze 20 Prozent.

Der Euro ist rund 20 Prozent unterbewertet

Den Forschern zufolge kostet ein Big Mac in den USA aktuell 5,06 Dollar, in der Euro-Zone im Durchschnitt dagegen nur 4,06 Dollar, also ein Dollar weniger. Die Diskrepanz von rund einem Fünftel spiegelt die krasse Unterbewertung der Gemeinschaftswährung wieder. Der fair bewertete Euro müsste bei aktuell bei rund 1,30 Dollar stehen.

Quelle: Infografik Die Welt

Die Realität an den Finanzmärkten sieht freilich anders aus. Aktuell kostet der Euro nur knapp 1,06 Dollar und notiert damit auch deutlich unter dem historischen Schnitt von 1,21 Dollar seit Einführung der Gemeinschaftswährung 1999. Das könnte schon bald den Unmut von Trump auf sich ziehen. Mit Europa verbuchen die Vereinigten Staaten ein gigantisches Außenhandelsdefizit. Die Amerikaner haben für insgesamt rund 100 Milliarden Dollar mehr Waren und Dienstleistungen aus der Alten Welt eingeführt, als sie selber auf dem Kontinent abgesetzt haben.

Lediglich das Defizit mit China fiel noch höher aus. Bereits in seinem großen Interview mit der „Bild“-Zeitung merkte der künftige US-Präsident etwas nebulös an, ihm falle auf, dass an der 5th Avenue in New York jeder einen Mercedes habe.

>>>Lesen Sie hier, was Donald Trump der „Bild“-Zeitung gesagt hat (nur für Abonnenten).

In Deutschland sehe man dagegen nicht viele Chevrolets, also amerikanische Autos. „Tatsache ist, dass ihr den USA gegenüber sehr unfair wart. Es besteht keine Gegenseitigkeit“, sagte Trump.

Wie Währungen am Preis des Big Mac gemessen werden

Die Analyse des Big-Mac-Index beruht auf einem Kaufkraftvergleich der Währungen. Um einzuschätzen, wie teuer oder billig eine Währung ist, eignet sich der Big Mac ganz besonders, weil der globalisierte Burger von McDonald’s überall auf der Welt aus demselben Mix von Zutaten besteht und daher nach Umrechnung der Wechselkurse den gleichen Preis auch aufweisen sollte.

Quelle: Infografik Die Welt
Anzeige

Die Wahl von Donald Trump könnte der globalisierten Flach-Boulette plötzlich politische Brisanz verleihen. Der aktuelle Big-Mac-Index ist nicht ohne Grund kurz vor dem Weltwirtschaftsforum in Davos veröffentlicht worden. Hier könnte er auf zahlreichen Diskussionsforen mit Notenbankern und Ökonomen diskutiert werden.

Interessanterweise ist die Währung des Handelspartners China gar nicht so stark unterbewertet, wie Kommentare aus dem Dunstkreis von Trump nahelegen. Oberflächlich betrachtet scheint der chinesische Yuan im Vergleich mit dem Dollar um eklatante 44,1 Prozent zu billig. Rechnet man dagegen laut „Economist“-Methode jedoch das nationale Durchschnittseinkommen an, schrumpft die rechnerische Unterbewertung auf nur noch gut sieben Prozent zusammen.

EZB trägt Verantwortung für schwachen Euro

Anders ist es beim Euro. Die Lebenshaltungskosten in Westeuropa sind zwar höher, das Einkommen aber niedriger als in den USA. Aus diesem Grund wurde der Euro seit seiner Einführung im Durchschnitt bei einbezogenen Lebenshaltungskosten mit einem rund 25 prozentigen Aufschlag gehandelt.

Der aktuelle Big-Mac-Index dürfte insbesondere die Europäische Zentralbank (EZB) unter Druck bringen. Ihr milliardenschweres Anleihekaufprogramm hat maßgeblich dazu geführt, dass die Zinsdifferenzen beiderseits des Atlantiks so hoch sind wie seit den 80er-Jahren nicht mehr.

Die höheren Renditen in den USA ziehen Kapital aus Europa an und das wiederum gibt dem Dollar Auftrieb. Es wäre also ein leichtes für Trump, die EZB unter Mario Draghi der Währungsmanipulation zu beschuldigen.

Trump ist für die Dollar-Stärke selbst verantwortlich

Allerdings geht ein Teil der Euro-Schwäche auch auf Trump selbst zurück. Er hat den amerikanischen Unternehmen eine Steuerfreiheit für im Ausland gebunkerte Gewinne in Aussicht gestellt, wenn sie das Geld heim bringen. Nach Berechnungen der Investmentbank Nomura könnten so umgerechnet rund 240 Milliarden Dollar an den Devisenmärkten gen Amerika verschoben werden, der Großteil aus dem Euro-Raum. Da die Märkte solche Finanzströme in der Regel vorwegnehmen, ist die europäische Währung seit der Wahl von Trump noch mal gehörig unter Druck gekommen.

35 Prozent für BMW - Wie realistisch ist das?

N24-Wirtschaftsredakteur Dietmar Deffner erklärt im Talk, wie Donald Trump die Begriffe Steuern und Zölle offenbar durcheinander bringt. Steuern kann Trump nur mit Zustimmung des Kongresses einführen - geht der Kongress da mit?

Quelle: Die Welt

Noch mehr auf dem Präsentierteller liegt der Mexikanische Peso. Dieser ist im Verhältnis zum Dollar laut Big-Mac-Index um ganze 55,9 Prozent unterbewertet. Selbst wenn man den Peso-Preis um die geringere Kaufkraft der Mexikaner bereinigt, bleibt ein „Mispricing“, wie die Unterbewertung im Jargon heißt, von 27 Prozent.

Anzeige

Donald Trump selbst hat daran allerdings seinen Anteil. Der künftige US-Präsident hat keinen Zweifel daran gelassen, dass er sein Wahlkampfversprechen umsetzen wird, eine Grenzmauer zu dem südlichen Nachbarland zu errichten. Diese Grenzbefestigung zusammen mit Zöllen und anderen Handelserschwernissen könnten der mexikanischen Wirtschaft erheblich schaden und tragen daher wesentlich zur Schwäche des Peso bei. Seit der Wahl Trumps im November 2016 hat die mexikanische Devise zum Dollar ein Zehntel ihres Wertes eingebüßt.

Russlands Rubel extrem unterbewertet

Doch der Big-Mac-Index offenbart auch für Trump einige unschöne Wahrheiten. So gehört unter den größeren Nationen ausgerechnet der russische Rubel zu den am stärksten unterbewerteten Währungen. In Russland kostet ein Big-Mac lediglich umgerechnet 2,15 Dollar – und das, obwohl der Rubel im Laufe des Jahres 2016 kräftig erstarkt ist.

Das russische Geld ist damit um 58 Prozent unterbewertet. Auch die Annäherung an Taiwan sieht unter Währungsgesichtspunkten nicht so vorteilhaft aus. Der Taiwan-Dollar ist wie der Rubel um 58 Prozent zu billig. Doch im Zweifel wird das Trump nicht weiter kümmern. Geht es um Freund und Feind, wird ihn kein Big Mac stoppen.

Davos sucht nach Antworten auf Protektionismus

In der Schweiz treffen sich die größten Wirtschaftsmächte der Welt. Die Teilnehmer von Davos stehen mit dem Brexit und einem Präsidenten Trump vor nie gekannten Herausforderungen.

Quelle: Die Welt

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema