© Franziska Bulban

Guten Morgen,

leider kann ich den Romantikern unter Ihnen noch keine Auflösung für unser großes Sommer-Liebesrätsel bieten – wir wissen einfach nicht, wer den Heiratsantrag über den Heinrich-Hertz-Turm verschickt hat. Sachdienliche Hinweise zur Ergreifung der Liebenden werden weiter gern entgegengenommen! Stattdessen haben wir schöne Geschichten von anderen Heiratsanträgen geschickt bekommen und sogar ein Angebot von Hochzeitsplanern, das (hoffentlich) frisch verlobte Turm-Pärchen zu beraten. Ich tippe allerdings: Wer so fragt, weiß auch schon, wie er heiraten will ...

Und wo wir gerade wieder über Liebe sprechen: Hamburg tritt heute dem internationalen Rainbow-Cities-Netzwerk bei. In dem Netzwerk finden sich bisher 32 Städte, die ein Zeichen gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans- und intergeschlechtlichen Menschen setzen wollen. Ziel ist es, sich in Fragen der Antidiskriminierungspolitik auszutauschen und voneinander zu lernen. Klingt nach einem weiteren guten Grund, die Pride Week am Samstag rauschend zu starten!

Akademischer Austausch in Gefahr?

Viele türkische Universitätslehrkräfte dürfen ihr Heimatland derzeit nicht verlassen, und diejenigen, die im Ausland sind, sollen zurückkehren – eine Maßnahme, die auch die Wissenschaft in Deutschland betrifft. Erste Auswirkungen des Ausreiseverbots seien in Hamburg bereits spürbar, sagte kürzlich Katharina Fegebank, Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung. Wie das in der Praxis aussieht, haben wir die Leiterin der Abteilung Internationales an der Universität Hamburg, Courtney Peltzer-Hönicke, gefragt.

Frau Peltzer-Hönicke, welche Verbindungen bestehen zwischen der Hamburger Universität und Wissenschaftseinrichtungen in der Türkei?

Die Universität Hamburg unterhält verschiedene Forschungskontakte und -kooperationen mit türkischen Wissenschaftlern und Universitäten. Bei einem größeren Projekt der Germanistik arbeiten die Hamburger mit der Istanbuler Universität zusammen. Außerdem gibt es natürlich auch den studentischen Austausch. Wir haben 28 Partnerschulen, die Hamburger Studierende aufnehmen.

Hat die aktuelle Situation denn Auswirkungen auf die Arbeit an der Hamburger Universität?

Aktuell sind keine türkischen Gastwissenschaftler an der Hamburger Universität fest angestellt, demnach ist auch keiner zurückgerufen worden. Die laufenden Kooperationsprojekte mit der Türkei gehen weiter wie gehabt. Auswirkungen sind dennoch spürbar: Anfang August findet eine Veranstaltung des erwähnten Germanistikprojekts in Hamburg statt. Drei der beteiligten türkischen Wissenschaftler werden dabei nicht anwesend sein können. Und auch bei dem Weltkongress der Mathematikdidaktiker sind von 100 angemeldeten Türken nur 15 gekommen. Von einigen ist bekannt, dass ihnen die Ausreise verwehrt wurde.

Wie ergeht es deutschen Wissenschaftlern in der Türkei?

Ich weiß von einem Wissenschaftler, der kürzlich in der Türkei war und der keinerlei Beschränkungen erlebt hat. Ob das für alle gilt, kann ich nicht sagen.

Was bedeutet die derzeitige politische Lage in der Türkei für Studierende, die einen Auslandsaufenthalt geplant haben?

Zwei Studierende sind von ihrem geplanten Türkei-Austausch zurückgetreten. Die anderen weisen wir selbstverständlich darauf hin, dass sie sich über die Sicherheitslage informieren sollen. Die Entscheidung, ob sie in die Türkei reisen oder nicht, bleibt ihnen überlassen. Sollte es beispielsweise im Erasmus-Programm Empfehlungen von der EU oder dem DAAD zu einem Abbruch geben, dann würden wir natürlich diese Option an unsere Studierenden zügig weitergeben.

Mehr Geld für Pflegekräfte

Ver.di moniert die nicht tariflich bezahlte Arbeit in der Pflege: Etwa 340 ambulante Pflegedienste gebe es in Hamburg, und die meisten von ihnen hätten keinen Tarifvertrag oder setzten ihn nur teilweise um, sagt Norbert Proske, Gewerkschaftssekretär von ver.di. Was man bei ver.di, wenig überraschend, nicht gut findet. Laut Proske arbeiten viele Einrichtungen mit Aushilfen und geringfügig Beschäftigten, die häufig nur den Mindestlohn von derzeit 9,75 Euro bekämen. Der Tarif hingegen würde für Pflegekräfte einen Stundenlohn von etwa 14 Euro bedeuten.

Ein nicht vorhandener Tarifvertrag bedeute nicht zwangsläufig eine schlechtere Bezahlung, stellt dagegen Uwe Clasen, Leiter der Landesgeschäftsstelle des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste in Hamburg, klar. Zudem gebe es seit Jahren Bestrebungen, die Situation für Pflegekräfte zu verbessern. Wo das monetär nicht möglich sei, werden beispielsweise Zusatzleistungen wie die Nutzung eines Kfz geboten. "Es passiert diesbezüglich eine ganze Menge", sagt er. Pflegekräfte seien rar und auf dem Arbeitsmarkt begehrt, die Konkurrenz um leistungsfähige Mitarbeiter groß. Das zeige sich bereits bei der Vergabe von Ausbildungsstellen. "Ich wüsste nicht, welches Unternehmen darum herumkommt, sich Gedanken zu machen", sagt er. Da hoffen wir nur, dass sich diese Gedanken auch angemessen auf dem Konto der arbeitenden Pfleger widerspiegeln.

Zusammenstehen

"Wieder haben Mittelschichtsgroßstädter eine Idee gekapert, die früher mal ins Ghetto gehörte", schreibt ZEIT:Hamburg-Kollege Lars Weisbrod. Was er meint? Na, das Cornern selbstverständlich: die Angewohnheit, abends an Straßenecken zusammenzukommen, eine oder zwei Limos zu trinken und – platt gesagt – abzuhängen. Wer sich früher auf der Straße herumtrieb, hatte keinen anderen Platz, "die Straßenecke war der Rückzugsort für die Marginalisierten". Ganz anders heute. Die Straßenecke ist "in" geworden. Viel Schelte gab es zuletzt für die Eckensteher, Anwohner zeigten sich genervt von Tumult und Lautstärke, das Cornern selbst nutzte der ein oder andere gar als Synonym für die "Ballermannisierung des Stadtteils". Wirklich? Das Cornern als Inbegriff des Bösen, ein Spiegelbild der Gentrifizierung? Der Kollege erkennt eine andere Facette, "die Corner als Ort einer feucht-fröhlich zelebrierten sozialen Utopie", an der zusammensteht, was eigentlich nicht zusammenpasst. Große Worte für eine Straßenkreuzung. Wie er darauf kommt? Das lesen Sie in der neuen Ausgabe der ZEIT.

Erhaltungsverordnung – ein zahnloser Tiger?

In Hamburg Wohnraum zu mieten ist teuer. Und je beliebter ein Stadtteil, desto stärker die Mietpreiserhöhungen. Gerade für viele Altmieter sind diese Entwicklungen nicht haltbar, sie müssen ihre Wohnungen räumen für eine zahlungskräftigere Klientel. Auch deshalb scheint der Senat höchst zufrieden mit dem Beschluss, die Stadtteile Eimsbüttel, Hoheluft-West und Stellingen-Süd zukünftig mit einer Sozialen Erhaltungsverordnung zu belegen. Rund 63.000 Anwohner sollen so vor der Rauswerfkultur durch Mietpreiserhöhung geschützt werden. Wie genau? Die Idee ist einfach: Mietwohnungen bleiben Mietwohnungen, Luxusmodernisierungen werden überprüft, Spekulanten und Miethaien wird Einhalt geboten. Acht Schutzgebiete bestehen in Hamburg bereits, die Altona-Altstadt und Eimsbüttel-Süd gehören dazu. Die Prüfung für das neunte und größte Schutzgebiet in Hamburg läuft, im Herbst steht die Entscheidung fest. Für Ingrid Breckner, Professorin für Stadt und Regionalsoziologie an der HCU, ist eine solche Verordnung allerdings ein "zahnloser Tiger", der eher eine symbolische, abschreckende Wirkung hat – und trotzdem ist sie, laut Breckner, die einzige und stärkste Handhabe der Stadt, bestehenden Wohnraum in nachgefragten Vierteln bezahlbar zu halten. Hmpf. Dann müssen die Eimsbütteler wohl sehen, ob der zahnlose Tiger weiß, wie er seine Pranken einsetzt.

Hamburgs beste Eisläden

Was geht

Open Stage: Wer schon immer auf einer Bühne auftreten wollte, auf der einst schon die Beatles den Takt angaben, der hat heute Abend dazu Gelegenheit. Im Indra kommen die Stars von morgen bei den legendären Donnerstag-Sessions zusammen, um gemeinsam zu jammen. Indra, Große Freiheit 64, ab 22 Uhr

Duckstein-Festival: Zeitgenössischer Zirkus, Jonglage, Akrobatik und Comedy bietet das Duckstein-Festival rund um den Magdeburger Hafen. Außerdem spielt das Edo Zanki Akustik Trio einen Mix aus Pop, Rock und Soul. Das Festival geht noch bis Sonntag. Das Programm finden Sie hier. Magdeburger Hafen, Hafen-City, ab 18.15 Uhr

Lesung mit Musik: Schauspieler Harald Maack liest aus dem Roman "45 Minuten bis Ramallah" des in Hamburg lebenden Israeli Gabriel Bornstein vor. Der Autor ist selbst zu Gast. Zudem spielt das Duo Alongo Klezmer-Musik. LAB, Hansa-Platz 10, ab 20 Uhr

Hamburger Schnack

Meine Stadt

Dieser Litfaßsäule ist bei den Kulturnews mächtig heiß geworden. © Foto: Barbara Schirmer

Das war sie wieder, die Elbvertiefung. Wollen Sie uns Ihre Meinung sagen, wissen Sie etwas, über das wir unbedingt berichten sollten? Schreiben Sie uns: elbvertiefung@zeit.de

Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag. Morgen lesen wir uns wieder, wenn Sie mögen!

Ihre

Franziska Bulban

PS: Gefällt Ihnen unser Letter, leiten Sie ihn gern weiter. Haben Sie ihn weitergeleitet bekommen, melden Sie sich ganz einfach und unverbindlich an unter www.zeit.de/elbvertiefung. Dann schicken wir Ihnen die neue Elbvertiefung, solange Sie wollen, immer montags bis freitags ab 6 Uhr.