Unter dem Eindruck der Terroranschläge in Nizza und Orlando verschärft der australische Regierungschef Malcom Turnbull die Antiterrorgesetze in seinem Land. "Wir können uns keinen Moment der Selbstzufriedenheit leisten", sagte der Premier. Zwar gehörten der australische Gesetzesvollzug und die Sicherheitsbehörden zu den "besten der Welt". Dennoch werde die Bekämpfung des globalen Terrors zu einer immer größeren Herausforderung.

Teil der Regelungen ist, dass künftig schon 14-Jährige unter Überwachung gestellt werden können, sollte ein Verdacht gegen sie vorliegen. Bisher lag das Mindestalter dafür bei 16 Jahren. Turnbull sagte dazu: "Leider sind schon Kinder mit 14 in Terroraktivitäten involviert". 

Mit der Verschärfung der Gesetze soll auch der neue Straftatbestand "Befürwortung von Völkermord" gegen Hassprediger eingeführt werden. Zudem sollen verurteilte Terrorstraftäter künftig über ihre abgesessene Haftstrafe hinaus in Gewahrsam gehalten werden können, wenn sie weiter als Bedrohung betrachtet werden. Diese Regelung gibt es bereits für Sexualstraftäter und in einigen australischen Bundesstaaten auch für extrem gewalttätige Menschen. 

Die konservative Regierung will die neue Gesetzgebung nun so schnell wie möglich auf den Weg bringen. Bereits 2014 hatte sie die Sicherheitsgesetze verschärft. Der Ministerpräsident berichtete von 44 Menschen, die seit zwei Jahren unter Terrorverdacht angeklagt wurden. Darunter sind einige, die Anschläge mit vielen Toten geplant hätten.

Für viele Beobachter kommt diese Ankündigung überraschend. Premierminister Turnbull, der im September 2015 eine parteiinterne Kampfabstimmung gegen den damaligen konservativen Regierungschef Tony Abbott gewonnen hatte, gilt eher als moderater Politiker. So befürwortet er zum Beispiel die Homo-Ehe, plädiert für mehr Klimaschutz und will statt eines britischen Monarchen einen australischen Präsidenten als Staatsoberhaupt.