WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Politik
  3. Ausland
  4. Syrien: Gefechte bei Damaskus trotz landesweiten Waffenstillstands

Ausland Syrien

Gefechte bei Damaskus trotz landesweiten Waffenstillstands

Waffen schweigen bisher fast im ganzen Land

Die aktuelle Feuerpause in Syrien scheint in großen Teilen des Landes zu halten. Nur aus wenigen Orten wurden Gefechte gemeldet. Der Waffenstillstand wurde von der Türkei und Russland verhandelt.

Quelle: Die Welt

Autoplay
In der Nacht hat in Syrien eine landesweite Waffenruhe begonnen. Doch Aktivisten berichten kurz darauf von Gefechten. Unklar ist allerdings, ob diese von den Regierungstruppen oder den Rebellen ausgingen.

In Syrien ist in der Nacht zum Freitag eine landesweite Waffenruhe in Kraft getreten, die Hoffnungen auf ein Ende des jahrelangen Bürgerkriegs weckte. Die Feuerpause galt seit Mitternacht Ortszeit und wurde abgesehen von kleineren Zusammenstößen in der Provinz Hama in den ersten Stunden weitgehend eingehalten, später allerdings berichten Beobachter von Gefechten und einem Bruch der Ruhe. Das Abkommen war unter Vermittlung Russlands und der Türkei zustande gekommen.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kam es nach dem Inkrafttreten der Feuerpause in der Nähe einer christlich geprägten Stadt in Hama zu Angriffen islamistischer Gruppen auf Regierungstruppen. Beide Seiten lieferten sich heftige Kämpfe und die Soldaten mussten sich von einem Berg nahe Maharda zurückziehen, wie die in Syrien vernetzte Beobachtungsstelle mitteilte. Demnach versuchten „kleine Rebellengruppen und bewaffnete Loyalisten“, die Feuerpause zu stören.

Aktivisten berichten von Gefechten in der Nähe von Damaskus. Es sei unklar, ob die Kampfhandlungen in Wadi Barada von den Regierungstruppen oder von den Rebellen ausgegangen seien, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Hubschrauber würden auf Stellungen der Opposition sowie der dschihadistischen Fateh-al-Scham-Front feuern, die früher Al-Nusra-Front hieß.

Bruch der Waffenruhe - aber wer ist verantwortlich?

Von der Feuerpause ausgenommen sind nach Angaben aus Damaskus allerdings dschihadistische Milizen wie die Organisation Islamischer Staat (IS) und die Kämpfer der früheren Al-Nusra-Front, die mit dem Terrornetzwerk Al-Kaida verbündet waren.

Nach Ansicht der syrischen Opposition ist die Fateh-al-Scham-Front jedoch Teil der Waffenstillstands-Vereinbarung. In einer Reihe von Gebieten, darunter auch in Idlib, sind die Dschihadisten mit anderen Rebellengruppen verbündet. Der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, sprach wegen der Gefechte bei Damaskus von einem „Bruch der Waffenruhe“, die Verantwortung dafür sei aber unklar. Nach Angaben der syrischen Regierung hatten Rebellen in Wadi Barada vergangene Woche absichtlich die Wasserversorgung für die Hauptstadt angegriffen.

Kurz nach Beginn der Waffenruhe hat die Türkei Luftangriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat geflogen. Unter anderem seien Ziele in der nordsyrischen Region Al-Bab bombardiert worden, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Dschihadistengruppen wie der IS sind von der Waffenruhe ausgenommen, die für ganz Syrien gilt. Anadolu meldete, 26 IS-Kämpfer seien bei den Luftangriffen getötet worden.

Friedensverhandlungen geplant

Die Einigung auf eine Feuerpause war am Donnerstag von Russland und Syrien verkündet worden, die syrische Opposition bestätigte die Maßnahme. Nach Angaben aus Moskau schlossen die syrische Regierung und die „wichtigsten Kräfte der bewaffneten Opposition“ ein Abkommen. Demnach erklärten sich beide Seiten auch zur Aufnahme von Friedensverhandlungen bereit. Dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu zufolge unterzeichneten insgesamt sieben Oppositionsgruppen die Vereinbarung, darunter auch die mächtige Bewegung Ahrar al-Scham.

Syrische Armee verkündet Waffenstillstand ab Mitternacht

Im Bürgerkriegsland Syrien gilt ab Mitternacht ein landesweiter Waffenstillstand. Das teilte die syrische Armee in einer Erklärung mit, die von der amtlichen Nachrichtenagentur Sana veröffentlicht wurde.

Quelle: Die Welt

Von der Vereinbarung ausgenommen waren allerdings dschihadistische Milizen wie die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) und die Kämpfer der früheren Al-Nusra-Front, die sich jetzt Fateh al-Scham-Front nennt. Russlands Präsident Wladimir Putin sagte dazu, sein Land werde den Kampf gegen den „Terrorismus“ in Syrien fortsetzen. Zu Problemen könnte es allerdings in Gebieten wie Idlib kommen – dort sind die Kämpfer von Fateh al-Scham mit Rebellengruppen verbündet, die die Vereinbarung unterzeichnet haben.

Die USA und die Türkei begrüßten die vereinbarte Waffenruhe. Das US-Außenministerium nannte das Abkommen eine „positive Entwicklung“. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan bezeichnete die Feuerpause als „historische Gelegenheit und als Chance, die nicht verspielt“ werden dürfe.

USA dieses Mal außen vor

Anzeige

Die syrische Führung selbst sprach von einer „wirklichen Gelegenheit“ zur Lösung des bewaffneten Konflikts. Die in der Syrischen Nationalen Koalition (SNC) zusammengeschlossene Exilopposition mit Sitz in Istanbul rief alle Kräfte zur Einhaltung der Waffenruhe auf.

Die Einigung kam unter Vermittlung der Türkei und Russlands zustande, die schon bei einer entsprechenden Vereinbarung für die syrische Metropole Aleppo vor zwei Wochen zusammengewirkt hatten. Während bei vorherigen Initiativen für eine Beilegung des Konflikts die USA mit im Boot waren, war dies nun nicht der Fall. Stattdessen übernahm die türkische Regierung eine zentrale Rolle.

Nach der erfolgrteichen Waffenruhe sollten Verhandlungen unter der Schirmherrschaft von Moskau und Ankara zwischen der syrischen Regierung und ihren bewaffneten Gegnern in der kasachischen Hauptstadt Astana stattfinden. Moskau zufolge könnten die Gespräche im Januar beginnen. Der syrische Bürgerkrieg tobt seit Frühjahr 2011.

AFP/ith/krö

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema

Themen